Bislang galt eine Kombination aus Abtragen des Nagelmaterials, antimyzetischem Topikum und in schweren Fällen die Gabe eines systemischen Antimykotikums als Therapiestandard der Onychomykose. Gute Erfolge lassen sich jedoch auch durch Behandlungskonzepte mit einer Laseranwendung erzielen.
Über seine Erfahrungen mit der Lasertherapie bei Onychomykose berichtete Priv.-Doz. Dr. Gerald Messer, Hautarzt in München, im Rahmen der FOBI 2018. Seit 2010 setzt der Dermatologe zur Behandlung der Onychomykose einen speziellen, von der FDA (Food and Drug Administration) zugelassenen Nd:YAG-Laser (1064 nm) ein.
Daten aus den USA zeigen, dass es bei 71,4 Prozent der mit dem Nd:YAG-Laser behandelten Patienten zu einer Verbesserung in klaren Anteilen befallener Nägel kommt, berichtete Messer. Eigene Daten bestätigen die günstigen Effekte [1].
Als Wirkmechanismus der Lasertherapie bei der Onychomykose wird eine Thermolyse angenommen. Wahrscheinlich kommt es aufgrund der Hitze zu einer Denaturierung des Pilzes und auch das Keratin wird verändert. Nach Ansicht von Messer löst das Lasern oft auch eine Blockade des Nagelwachstums, die durch den Pilz hervorgerufen wurde. Die Laseranwendung führt nur zu einer minimalen thermalen Reizung des darunter liegenden Gewebes. Eine wiederholte Anwendung ist ohne Schmerzmittel möglich.
Der Dermatologe hat für die Nd:YAG-Lasertherapie der Onychomykose ein spezielles Behandlungsschema entwickelt:
- Der Laserstrahl kann weißlich verfärbtes oder dunkles, verdicktes Nagelmaterial oft nicht bis in das Nagelbett penetrieren. Deshalb erfolgt im ersten Schritt nach Indikationsstellung und photographischer Dokumentation eine atraumatische Reduktion bzw. Entfernung von zerstörtem Nagelmaterial durch mechanisches Schleifen.
- Im zweiten Schritt wird die Nd:YAG-Therapie durchgeführt. Je nach Stärke des Befalls sind zwei bis vier Durchgänge erforderlich.
- Dritter Schritt ist eine Ko-Therapie und Protektion mit einem topischen Antimykotikum, das kontinuierlich jeden zweiten Tag morgens an Nagelkanten und Paronychium aufgetragen wird.
- Um einer subungualen Pomadenkruste durch das topische Medikament vorzubeugen, ist eine wöchentliche Reinigung mit einer Bürste an den Nagelkanten zu empfehlen.
- Etwa viermal jährlich werden klinische Kontrollen mit Photodokumentation, Dermatoskopie und ggf. Optischer Kohärenztomographie (OCT) durchgeführt. Wenn erforderlich, erfolgt eine weitere Laserbehandlung.
Die Erfahrungen bei mehr als 600 Patienten zeigen, dass es bei einem Vorgehen nach diesem Münchner Modell bei mehr als 80 Prozent zu einem positiven Langzeitergebnis kommt und die Compliance und Zufriedenheit sehr hoch sind, berichtete Messer. Auch bei Matrixbefall kann so therapiert werden. Schwerwiegende Nebenwirkungen treten nicht auf. Bei jungen Menschen kann bereits eine einmalige Lasertherapie ausreichen. Bei 85 Prozent seiner Onychomykose-Patienten musste der Hautarzt dank Lasertherapie keine systemischen Antimykotika einsetzen. Um Rezidive zu vermeiden, empfahl Messer, die antimykotische topische Behandlung als proaktive Maßnahme weiterzuführen.
basierend auf: 26. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI), 24. – 28.07.2018 in München