Erschienen in:
04.05.2017 | Fremdkörperaspiration | Originalien
Präoperative Flüssigkeitskarenz in der bariatrischen Chirurgie
verfasst von:
P. Simon, U.-C. Pietsch, R. Oesemann, A. Dietrich, H. Wrigge
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 7/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Aspiration von Mageninhalt ist eine schwerwiegende Komplikation der Allgemeinanästhesie. Vor elektiven Eingriffen wird eine Karenz für Flüssigkeiten von 2 h von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) empfohlen und auf maximal 2 Gläser/Tassen klarer Flüssigkeit (400 ml) begrenzt. Präoperatives Fasten spielt eine wesentliche Rolle im postoperativen Stressstoffwechsel mit erhöhter Insulinresistenz und Proteinkatabolismus.
Fragestellung
Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, im Rahmen bariatrischer Chirurgie ein liberaleres Nüchternheitskonzept mit 1000 ml klarer Flüssigkeit 2 h präoperativ mit der aktuellen DGAI-Empfehlung zu vergleichen.
Methodik
Die observationelle, prospektive Studie wurde von der Ethikkommission der Universität Leipzig genehmigt. In der liberalen Gruppe (Glib) zu bariatrischen Operation wurden bis 2 h präoperativ exakt 1000 ml Tee getrunken. In der restriktiven Gruppe (Gres) wurden im Rahmen von nichtbariatrischen, abdominalchirurgischen Operationen bis 2 h präoperativ maximal 400 ml klare Flüssigkeit getrunken. Nach Intubation erfolgte die Anlage einer Magensonde, über die sofort das gastrale Residualvolumen (GRV) und der pH-Wert bestimmt wurden. Zusätzlich wurde die Aspirationsrate klinisch erfasst.
Ergebnisse
Eingeschlossen wurden 98 Patienten (Glib
n = 50; Gres
n = 48) mit einem Body-Mass-Index (BMI) von Glib 51,1 kg/m2 und Gres 26,5 kg/m2. Die Dauer der präoperativen Flüssigkeitskarenz war signifikant verschieden (Glib 170 min vs. Gres 700 min, p < 0,001). Das bestimmte GRV war nicht unterschiedlich (Glib 11 ml, Gres 5 ml, p = 0,355). Der pH-Wert lag im Median bei 4,0 und 3,0 (p = 0,864). Eine Aspiration trat nicht auf.
Diskussion
Unsere Ergebnisse unterstreichen die Durchführbarkeit und Sicherheit eines präoperativen Flüssigkeitsregimes mit Trinkmengen von 1000 ml in der bariatrischen Chirurgie.