Erschienen in:
03.01.2020 | Originalarbeit
Gesundheit oder Glaubhaftigkeit? Auswege aus dem traumatherapeutischen Dilemma
verfasst von:
Dr. Christoph Bublitz
Erschienen in:
Ethik in der Medizin
|
Ausgabe 1/2020
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Zusammenfassung
Der Beitrag arbeitet ein Problem der psychotherapeutischen Praxis – den Konflikt zwischen konfrontativer Traumatherapie und Strafverfahren – und das daraus resultierende traumatherapeutische Dilemma unter rechtlichen und therapeutischen Gesichtspunkten auf und skizziert einen Vorschlag, wie es in vielen Fällen gelindert werden kann. Das Dilemma erwächst aus dem Umstand, dass Traumatherapie die Glaubhaftigkeit von Zeugenaussagen unterminiert, da es ihre Bestätigung durch die Aussageanalyse aus methodischen Gründen verunmöglicht. Zur Umgehung dieses Problems wird vorgeschlagen, die traumatherapeutischen Behandlungsmethoden so weiterzuentwickeln, dass sie es ermöglichen, Aussagen von Patienten innerhalb der Therapie, aber außerhalb der Justiz zu dokumentieren. Im besten Fall ist dies als Vorstufe zu konfrontativen Therapieabschnitten in die Manuale einzubetten. Als Form wird die Entwicklung einer die Aussage strukturierenden Software vorgeschlagen. Zudem sollten Patienten über nachteilige Auswirkungen von Traumatherapien auf Glaubhaftigkeitsbegutachtungen aufgeklärt werden. Im Zusammenspiel mit in Gesetz und Judikatur bereits angelegten, aber praktisch nicht immer wirksamen Verbesserungen für traumatisierte Zeugen ließe sich die Situation Betroffener in vielen Fällen spürbar verbessern.