Erschienen in:
01.03.2007 | Originalien
Gutartige Tumoren der Glandula parotidea
Präoperative Aspirationszytologie und chirurgische Strategie
verfasst von:
PD Dr. E. Gehrking, I. Gehrking, P. Moubayed
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 3/2007
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Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Die Feinnadelaspirationszytologie (FNAZ) dient in der Speicheldrüsendiagnostik hauptsächlich der präoperativen Dignitätsbestimmung von Tumoren und gilt als Mittel der Wahl für die Entscheidung über das erforderliche therapeutische Vorgehen. Bei gutartigen Tumoren der Glandula parotidea wird prinzipiell eine laterale Parotidektomie empfohlen, da für pleomorphe Adenome (PA) wegen der Rezidivgefahr eine Resektion mit weitem Sicherheitsabstand gefordert wird. Dies ist aber bei den nichtpleomorphen Adenomen (z. B. Zystadenolymphomen) oder gutartigen tumorähnlichen Veränderungen nicht zwingend erforderlich, sodass hier eine einfache Enukleation (im Sinn einer kapselerhaltenden Exstirpation) des Tumors mit verminderter postoperativer Morbidität ausreichend ist. Voraussetzung für ein differenziertes chirurgisches Vorgehen ist eine sichere präoperative Unterscheidung zwischen diesen Tumorentitäten. Ziel dieser retrospektiven Studie war es zu überprüfen, mit welcher Sicherheit die FNAZ präoperativ zwischen PA und den übrigen gutartigen Läsionen differenzieren kann, um daraus die erforderliche operative Strategie abzuleiten.
Patienten und Methode
In dieser retrospektiven Studie wurden die zytologischen Diagnosen von 160 gutartigen Parotistumoren mit den jeweiligen postoperativen histomorphologischen Befunden verglichen. Ein Kollektiv von 26 gutartigen Tumoren mit diskrepanten Ergebnissen wurde reevaluiert.
Ergebnisse
Die FNAZ der benignen Parotistumore zeigte zunächst eine relativ niedrige Sensitivität (74,2%), Spezifität (89,8%) und einen positiven bzw. negativen Vorhersagewert (82,1 bzw. 84,6%) hinsichtlich der Unterscheidung zwischen PA und den übrigen gutartigen Läsionen. Nach Reevaluation verbesserten sich die Werte für die Sensitivität (96,2%), die Spezifität (98,9%) und für den positiven bzw. negativen Vorhersagewert (98,1 bzw. 97,9%) deutlich.
Diskussion/Schlussfolgerung
Die anfänglich relativ niedrigen Testparameter Sensitivität, Spezifität und Vorhersagewert kamen durch nichtrepräsentative oder moderat repräsentative Ausstrichpräparate zustande. Erst nach Reevaluation dieses Kollektivs durch einen erfahrenen Zytopathologen und Ausschluss der eigentlich nicht verwertbaren Proben ergab sich eine Besserung der Testergebnisse. Daraus ist zu folgern, dass eine Enukleation nur auf der Basis repräsentativer Ausstriche oder moderat repräsentativer Ausstriche, wenn sie von einem erfahrenen Zytopathologen befundet werden, gerechtfertigt ist, da hier das Risiko für ein PA nur bei 2% (negativer Vorhersagewert) liegt.