Erschienen in:
13.08.2020 | Harnwegsinfektionen | Übersichten
Unkomplizierte Harnwegsinfektionen
Senföle zeigen Effizienz
verfasst von:
PD Dr. med. W. Vahlensieck, K. Scheffer
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 1/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Problematik der zunehmenden Antibiotikaresistenzen erfordert ein Umdenken in der Behandlung von Infektionskrankheiten. Bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen (HWI) sollten neue Wege beschritten werden, um wirksame Antibiotika für ernste und bedrohliche Erkrankungen aufzusparen.
Fragestellung
Neben einer rein symptomatischen Therapie mit Analgetika kommen für unkomplizierte HWI Phytotherapeutika als Alternative zu Antibiotika in Frage.
Material und Methode
Pflanzliche Antiinfektiva wie die Senföle (Isothiocyanate, ITC) aus Kapuzinerkresse und Meerrettich sind wissenschaftlich gut untersucht.
Ergebnisse
Wie eine Vielzahl pharmakologischer Untersuchungen zeigt, beruhen die günstigen Effekte der ITC auf verschiedenen Wirkmechanismen. Sie verfügen neben antiinflammatorischen Eigenschaften über ein breites antibakterielles Wirkspektrum, das zahlreiche klinisch relevante Keime, darunter auch multiresistente Erreger, erfasst. Die Wirksamkeit und Verträglichkeit der Therapie unkomplizierter Infektionen der Harn- und Atemwege mit den ITC-enthaltenden Pflanzen Kapuzinerkresse und Meerrettich ist in klinischen Studien belegt, ebenso wie ihr Nutzen in der Rezidivprophylaxe (S3-Leitlinienempfehlung, AWMF-Register 043/044, Empfehlung 8.1.d.4 zur Prophylaxe).
Schlussfolgerungen
Die Anwendung der ITC zur Therapie und Prophylaxe unkomplizierter HWI bietet eine rationale Behandlungsoption, die dazu beiträgt, Antibiotika einzusparen. Resistenzentwicklungen wurden bisher auch nach Langzeittherapie nicht beobachtet und sind aufgrund des multimodalen Wirkmechanismus der ITC deutlich erschwert.