Erschienen in:
08.07.2020 | HIV | Kasuistiken
Ophthalmologische Erstmanifestation einer letalen Grunderkrankung
Stellenwert der Perimetrie bei unspezifischer Sehverschlechterung
verfasst von:
J. Orphal, N. Terai
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 6/2021
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Zusammenfassung
Ein 55-jähriger Patient stellte sich mit beidseitigem Verschwommensehen bei uns vor. Allgemeinanamnestisch war eine chronisch lymphatische Leukämie bekannt, welche mit einer Immunchemotherapie mit Fludarabin, Cyclophosphamid und Rituximab therapiert wurde. Die statische Perimetrie zeigte eine homonyme Hemianopsie nach links. Die neurologische Untersuchung ergab einen sonst unauffälligen Befund. Mittels kranieller Magnetresonanztomographie und Liquorpunktion wurde eine progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) diagnostiziert. Dabei handelt es sich um eine seltene demyelinisierende ZNS-Erkrankung, die durch Reaktivierung des JC-Virus hervorgerufen wird. Betroffen sind Patienten mit HIV, malignen hämatologischen Erkrankungen oder immunmodulatorischer Therapie. Eine spezifische, antivirale Therapie der PML existiert bislang nicht. Die Prognose ist somit schlecht. Nach progredientem Krankheitsverlauf verstarb unser Patient 4 Monate nach Diagnosestellung.