Erschienen in:
15.06.2016 | Nosokomiale Infektionen | Originalien und Übersichten
Hygiene und Sicherheitskultur in deutschen Krankenhäusern
verfasst von:
Dr. Sonja Hansen, MPH, MSc, Frank Schwab, Alexander Gropmann, Michael Behnke, Petra Gastmeier, PROHIBIT Consortium
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 7/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Nosokomiale Infektionen (NI) sind die häufigsten unerwünschten Ereignisse (UE) im Gesundheitswesen und ihre Prävention ein wichtiger Beitrag zur Patientensicherheit.
Fragestellung
Die vorliegende Studie erfasst, in welchem Umfang hygienerelevante sicherheitskulturelle Aspekte in deutschen Krankenhäusern umgesetzt sind.
Methoden
Aspekte der Sicherheitskultur wurden mit einem Onlinefragebogen erhoben. Die Auswertung erfolgte deskriptiv.
Ergebnisse
534 Krankenhäuser mit im Median 275 (IQR 157–453) Betten nahmen teil. Fast alle Krankenhäuser verfügten über Hygienerichtlinien (99,6 %), 82 % hatten Hygieneziele festgelegt: häufig hinsichtlich Händehygiene (93 %) und multiresistenten Erregern (72 %), seltener bezüglich Antibiotic Stewardship (48 %) oder Prävention spezifischer NI. Die Umsetzung von Präventionsmaßnahmen im Sinne einer „guten Praxis“ wurde in 23 % anerkannt oder belohnt. In 94 % der Krankenhäuser gab es die Möglichkeit zur Meldung von UEs. 68 % der Teilnehmer war bekannt, dass UEs im Jahr 2013 gemeldet wurden. Hierzu zählten auch niedrige Compliance bei der Händehygiene, Ausbrüche und Clostridium-difficile-assoziierte Infektionen. Die Verantwortung für die täglichen Belange der Prävention von NI wurde vorrangig dem Hygieneteam (94 %) und selten anderen Mitarbeitern (19 %) zugeschrieben.
Schlussfolgerung
Sicherheitskulturelle Aspekte wie ein unterstützendes Arbeitsumfeld, eine Lern- und Fehlerkultur sowie das Formulieren und Kommunizieren von Hygienezielen sind noch nicht in vollem Umfang in deutschen Krankenhäusern umgesetzt. Infektionsprävention sollte stärker als bisher als ein von der Krankenhausleitung unterstützter und im Krankenhaus erkennbar kommunizierter Prozess in die täglichen Abläufe integriert werden.