Erschienen in:
11.09.2017 | Hypospadie | Leitthema
Hypospadie
Erkenntnisse und Herausforderungen
verfasst von:
I. Rübben, R. Stein
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 10/2017
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Zusammenfassung
Ventrale Tubularisationsstörungen der Harnröhre (Hypospadien) gehören zu den zweithäufigsten angeborenen kinderurologischen Fehlbildungen. Seit Jahren wird eine steigende Inzidenz dieser Anomalie beobachtet, die in den USA eine Verdopplung nahelegt. Für den europäischen Raum fehlen bisher eindeutige epidemiologische Daten. Die Frage nach den Ursachen für diese Störung bleibt unbefriedigend offen. Genetische Risikokonstellationen oder auch Umwelteinflüsse, insbesondere durch sog. „endocrine-disrupting chemicals“ (EDC) werden als auslösende Faktoren diskutiert. Knaben weisen nach In-vitro-Fertilisation häufiger eine Hypospadie auf als in nicht reproduktiv assistierten Schwangerschaften. In Tiermodellen (v. a. Mäusen) konnten Kausalzusammenhänge zwischen einer pränatalen hormonalen Exposition (Östrogene, Progesteron) und Antiandrogenen wie Flutamid, Finasterid aber auch antiandrogen wirkenden Fungiziden (Vinclozolin) und Phthalaten und der Ausbildung einer Hypospadie belegt werden. Indikationen zur operativen Korrektur betreffen das ästhetische und funktionelle Defizit. Die Indikationen und die Komplikationen der Korrekturoperationen müssen ausführlich und realistisch besprochen werden. Neuere Publikationen zeigen, dass mit zunehmender Nachbeobachtungszeit das Risiko für Komplikationen steigt. Eine große Erfahrung der Zentren mit ausreichend hoher Fallzahl wirken sich positiv auf die Komplikationen aus. Eine kompetente Nachsorge bis ins Erwachsenenalter sollte gewährleistet sein.