03.07.2017 | Originalarbeit
Identifikation mit dem Studiengang
Ein Schutzfaktor für die eigene Gesundheit?
verfasst von:
Dipl.-Psych. Katrin U. Obst, Prof. Dr. med. Edgar Voltmer, Dr. med. Thomas Kötter
Erschienen in:
Prävention und Gesundheitsförderung
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Ausgabe 4/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Eine hohe Identifikation mit einer Gruppe kann sich positiv auf das Wohlbefinden auswirken. In dieser Studie wurde getestet, inwiefern sich diese Ergebnisse auch auf den Kontext Universität und hierbei auf den Kontext Medizin übertragen lassen. Dabei wurde auch untersucht, inwiefern gerade in einem so leistungsorientierten Gruppenkontext wie dem Medizinstudium eine hohe Identifikation auch zu einem Risikofaktor für Selbstüberforderung werden kann.
Material und Methoden
Diese Studie ist Teil der LUST-Studie („Lübeck University Student Trial“), einer seit 2011 laufenden Längsschnittstudie zur Studierendengesundheit an der Universität zu Lübeck. Für diese Studie wurden 336 Medizinstudierenden im Juni 2015 zur ihrer Identifikation mit Medizinstudiengang, den studiumsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmustern (AVEM) sowie zu ihrer allgemeinen und seelischen Gesundheit befragt.
Ergebnisse
Identifikation hat insgesamt einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Medizinstudierenden. Die Betrachtung der AVEM-Muster zeigt aber auch, dass in diesem positiven Gesamteffekt zwei gegensätzliche indirekte Effekte der Identifikation liegen: ein positiver indirekter Effekt vermittelt über ein gesundes Muster und ein negativer indirekter Effekt vermittelt über ein Muster der Selbstüberforderung.
Diskussion
Diese Studie zeigt, dass sich eine hohe Identifikation auch im Kontext Universität grundlegend positiv auf die Gesundheit auswirkt. Sie zeigt aber auch, dass eine hohe Identifikation mit einem erhöhten Risiko zur Selbstüberforderung verbunden sein kann. Dies könnte gerade in sehr leistungsorientierten Gruppenkontexten wie dem Medizinstudium zu einem Risikofaktor werden – v. a. dann, wenn selbstgesetzte Leistungsziele von tatsächlichen Leistungen abweichen.