Erschienen in:
08.12.2015 | Infektionen in der Urologie | Übersichten
Antibiotic Stewardship (ABS)
Definition, Inhalte, Notwendigkeit und Umsetzung an Beispielen aktueller klinisch-urologischer Kontroversen
verfasst von:
Dr. med. L. Schneidewind, Dr. med. J. Kranz, K. Boehm, P. Spachmann, F. Siegel, N. Huck, H. M. Fritsche
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 4/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Infektionserkrankungen durch multiresistente Erreger nehmen weltweit zu und stellen auch die Urologie in Deutschland vor wachsende Herausforderungen. Demgegenüber steht eine eingeschränkte Antibiotika-Entwicklung. Einen Ausweg aus diesem Dilemma stellt der differenzierte Einsatz von Antibiotika dar (Antibiotic Stewardship, ABS).
Ziel der Arbeit
Ziel dieses Übersichtsartikels ist die Identifizierung von Kernproblemen in der modernen urologischen Antibiotikatherapie, welche als exemplarisch für den gesamten Themenbereich des ABS betrachtet werden können. Dies beinhaltet eine Beleuchtung der jeweiligen aktuellen Datenlage und Herausarbeiten von Fragestellungen und Denkanstößen für zukünftiges klinisches Handeln und Forschung in der Urologie.
Material und Methoden
Durch die Forschungsgruppe „Urologische Infektiologie“ der GeSRU Academics wurden folgende klinische Kernprobleme exemplarisch identifiziert: Exzessiver Einsatz von Fluorchinolonen in der Urologie, Diagnostik und Therapie der Urethritis und perioperative Antibiotikaprophylaxe. Zu diesen Themen erfolgte eine Literaturrecherche in MEDLINE, um Kontroversen und offene Fragestellungen der einzelnen Themenkomplexe im Sinne des ABS aufzudecken.
Ergebnisse
Die Auseinandersetzung mit der modernen Antibiotikatherapie in der Urologie zeigt zahlreiche offene Fragestellungen in allen Qualitätsdimensionen des ABS auf: Strukturqualität (z. B. durch eine verbesserte Schulung der medizinischen Mitarbeiter im differenzierten Umgang mit Antibiotika), Prozessqualität (z. B. durch eine verbesserte Adhärenz an bereits bestehende infektiologische Leitlinien, hier im Speziellen der perioperativen Prophylaxe und Therapie der Urethritis) und Ergebnisqualität (z. B. durch eine Erfassung von Resistenzraten und Infektionsraten).
Diskussion
Übergeordnetes und gemeinsames Ziel ist die Vermeidung eines post-antibiotischen Zeitalters. ABS-Programme und ein 10-Punkte-Plan der Bundesregierung werden als positive politische Signale in diesem Bereich angesehen, entbinden den einzelnen Urologen aber nicht von einer persönlichen Verantwortung im Rahmen seiner täglichen Routine. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema „antibiotische Therapie“ ist hier essentiell.