Erschienen in:
01.03.2024 | Karies | Literaturübersicht / Journal club
Streptococcus mutans in der Kariesätiologie und Bewertung der Bakterienübertragung
verfasst von:
Prof. Dr. Ulrich Schiffner
Erschienen in:
Oralprophylaxe & Kinderzahnmedizin
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Ausgabe 1/2024
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Zusammenfassung
Milchzahnkaries gilt weltweit als die verbreitetste nichtübertragbare chronische Erkrankung bei Kleinkindern. Karies wird nicht mehr, wie über die letzten Jahrzehnte geschehen, als übertragbare Infektionserkrankung mit Streptococcus mutans (S. mutans) aufgefasst. Unverändert ist zwar der Nachweis einer erhöhten Menge an Mutans-Streptokokken in der Plaque mit dem Auftreten von Karies assoziiert, beide Beobachtungen sind aber nicht kausal miteinander verbunden, sondern jeweils Folgen eines erhöhten Zuckerkonsums. Dieser führt zu einer bakteriellen Dysbiose innerhalb des dentalen Biofilms sowie zur Demineralisation der Zahnoberflächen. Die Abkehr von der Annahme einer Kausalität von S. mutans auf die Kariesentstehung hat Konsequenzen für die oralpräventive Beratung von Eltern. Der bislang oft geforderte Verzicht auf das Ablecken von Schnullern oder des Löffelchens vor dem Füttern warmer Nahrung an das Kleinkind mit dem Ziel, die Kariesentstehung beim Kind zu vermeiden, ist demzufolge als überholt anzusehen. Das Weglassen dieser Forderung wird dadurch bekräftigt, dass Kinder, deren Eltern über das Ablecken von Schnuller oder Löffelchen Speichelkontakte zum Kind hatten, signifikant weniger Allergien und Asthma aufweisen als andere Kinder.