Erschienen in:
11.05.2017 | Kindstötung | CME
Neonatizid als mögliche Folge einer negierten Schwangerschaft
Psychische Dynamik und Schuldfähigkeitsbeurteilung
verfasst von:
V. Dorsch, N. Jelden, Prof. Dr. med. A. Rohde
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 4/2017
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Zusammenfassung
Neonatizide (Tötung eines Neugeborenen innerhalb der ersten 24 h) werden am ehesten von Frauen begangen, die eine erhebliche Persönlichkeitsproblematik aufweisen, ohne dass die Kriterien einer krankheitswertigen Persönlichkeitsstörung erfüllt sind. Diese Frauen können bei ungewünschter Schwangerschaft keine üblichen Lösungswege einschlagen und Hilfsangebote annehmen. Die Schwangerschaft wird oft noch im 1. Trimenon bemerkt, sodass ein Abbruch möglich wäre. Der Prozess einer „gesunden“ Auseinandersetzung mit der ungewollten Schwangerschaft wird an irgendeiner Stelle unterbrochen; dies bedingt das Ausmaß der Negierung der Schwangerschaft. Kommt es dann mehr oder weniger unerwartet zur Geburt, kann im Rahmen einer Stress- oder Panikreaktion bzw. aus Angst vor Entdeckung die aktive Tötung des Kindes erfolgen. In anderen Fällen verstirbt das Neugeborene durch Nichtversorgung. Daraus folgt nicht automatisch die Feststellung einer verminderten Schuldfähigkeit im Sinne der §§ 20/21 StGB.