Erschienen in:
10.01.2023 | Kontrazeption | Leitthema
Einfluss von Pubertät und Hormonen auf die Knochenentwicklung
verfasst von:
Heike Hoyer-Kuhn, Prof. Dr. Oliver Semler
Erschienen in:
Gynäkologische Endokrinologie
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Ausgabe 1/2023
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Zusammenfassung
Ein Merkmal der Pubertät ist die schnelle Zunahme der Körperhöhe, die insbesondere durch ein rasantes Längenwachstum der Röhrenknochen, aber auch der Wirbelsäule gekennzeichnet ist. Um eine ausreichende Stabilität des Skelettsystems auch in Phasen schnellen Längenwachstums zu gewährleisten, bedarf es eng abgestimmter Einflussfaktoren, die die Knochenaufbau- und -umbauvorgänge steuern. Die Muskulatur gilt dabei als der entscheidende osteoanabole Stimulus über die funktionelle Muskel-Knochen-Einheit. Aber auch hormonelle Einflussfaktoren und ein ausreichendes Angebot von Mineralien sind unabdingbar für das Wachstum und die Adaptation der Knochen an die jeweilige Beanspruchung und das Wachstumsverhalten. In der Pubertät nimmt der Einfluss der Sexualhormone auf den Knochenstoffwechsel zu. Der Aufbau von Knochenmasse erfolgt bei Jungen periostal in Assoziation zur testosterongesteuerten Muskelzunahme, bei Mädchen vor allem endostal durch den Östrogenanstieg, der die Osteoklasten am Knochenabbau hindert. Das pathophysiologische Verständnis bildet die Grundlage der zielgerichteten Therapie bzw. Entwicklung eines individuellen Versorgungskonzepts im Falle einer reduzierten Knochengesundheit, wie sie beispielsweise im Rahmen von Hormonmangelsituationen bei Pubertätsstörungen oder Essstörungen auftritt. Eine generelle Empfehlung zum Einsatz von oralen Kontrazeptiva in Hormonmangelsituationen als „Knochenschutz“ liegt nicht vor. Im Falle eines Hypogonadismus sollte der differenzierte Einsatz einer Hormonersatztherapie hinsichtlich der skeletalen Situation gemäß aktueller Evidenzlage individuell mit den Betroffenen abgewogen werden. Insbesondere im Pubertätsalter kann so die Basis einer lang anhaltenden Knochengesundheit gelegt werden.