Erschienen in:
01.01.2012 | Originalien
Kulturdynamisches Modell der bikulturellen Identität
Interkulturelle Psychotherapie unter Berücksichtigung der Struktur des Selbst
verfasst von:
PD Dr. Iris Tatjana Calliess, Susanne Bauer, Katharina Behrens
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 1/2012
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Zusammenfassung
In der interkulturellen Psychotherapie muss die psychostrukturelle Integration unterschiedlicher Kulturen als zusätzliche Entwicklungsdimension einbezogen werden. Individuelle Veränderung im Zuge der Migration in Richtung einer bikulturellen Identität, die Aspekte der Heimat- und der Aufnahmekultur beinhaltet, wird häufig als wünschenswerter Adaptationsprozess betrachtet, wobei deren theoretische Konzeption jedoch unzureichend blieb. Das hier vorgestellte kulturdynamische Modell unterscheidet ausgehend von dem Identitätsbegriff von Mead (Geist, Identität und Gesellschaft, 1988, Suhrkamp, Frankfurt a. M.) zwischen personaler und sozialer Identität. Die personale Identität ist wesentlich von der Herkunftskultur geprägt, während der Einfluss der Aufnahmekultur v. a. in der sozialen Identität zum Tragen kommt. Für eine gesunde Bewältigung der Herausforderungen der Migration und deren Begleitung im Rahmen einer interkulturellen Psychotherapie kann angenommen werden, dass eine Stabilisierung der personalen Identität erforderlich ist, um eine Dynamisierung der sozialen Identität zu ermöglichen. Implikationen für die Identitätskonstitution bei Migranten zweiter Generation in unterschiedlichen Phasen der Lebensspanne und bei Aneignung der Fremdsprache werden diskutiert.