Erschienen in:
28.06.2017 | Anästhetika | Originalien
Dantrolenbevorratung in Anästhesie und Intensivmedizin in Deutschland
Bundesweite Onlineumfrage mit 1673 Teilnehmern
verfasst von:
Prof. Dr. E. Pfenninger, S. Heiderich, W. Klingler
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 10/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das Krankheitsbild der Malignen-Hyperthermie(MH)-Krise ist eine potenziell tödliche Komplikation in Anästhesie- und Intensivmedizin. Die einzige bekannte kausalpharmakologische Therapie ist die rechtzeitige Gabe von Dantrolen in ausreichender Menge. Internationale Anästhesiegesellschaften empfehlen als Initialdosis bei einer MH-Krise die Gabe von 2,0 bzw. 2,5 mg/kgKG Dantrolen. Die notwendige Gesamtdosis sollte nach Wirkung bis zu 10 mg/kgKG titriert werden.
Fragestellung
In der vorliegenden Studie Dantrolenbevorratung in Anästhesie und Intensivmedizin (DaBAI) in Deutschland sollte in einer bundesweiten Umfrage bei Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) eruiert werden, wie sich die Bevorratung an Dantrolen in Deutschland darstellt.
Material und Methoden
Es wurde ein Fragebogen mit 19 Fragen erstellt, der vom 02.09.2015 bis zum 30.09.2015 allen Mitgliedern der DGAI online zur Beantwortung zur Verfügung stand. Der Fragebogen enthielt Fragen zur Charakterisierung der Teilnehmer, zur Verwendung von Triggersubstanzen sowohl im OP als auch auf Intensivstationen, zur bevorrateten Menge an Dantrolen, zu deren Lagerort sowie bei nichtausreichendem Vorrat zur Möglichkeit der Beschaffung.
Ergebnisse
Von den 12.415 zur Onlineumfrage aufgeforderten DGAI-Mitgliedern beteiligten sich 1673 (13,5 %) an der Studie. Die höchste Rücklaufquote mit 259 (28,3 %) ist bei den Klinikdirektoren/Abteilungsleitern zu verzeichnen. Es benutzen 93,7 % volatile Inhalationsanästhetika und 82,3 % Succinylcholin. Im Fall einer MH-Krise hätten 40,4 % der Antwortenden 36 oder mehr Flaschen Dantrolen innerhalb von 5 min zur Verfügung, 27,4 % haben nur 24 Flaschen und 18,7 % nur 12 Flaschen vorrätig. In einer Praxis tätige Anästhesisten haben in 70,6 % weniger als 36 Flaschen Dantrolen vorrätig. Falls vor Ort zu wenig Dantrolen zur Verfügung steht, haben 35,5 % der Klinikdirektoren/Abteilungsleiter keine Vereinbarung mit benachbarten Kliniken.
Diskussion
Fast alle an der Onlineumfrage teilnehmenden Anästhesisten verwenden volatile Anästhetika und/oder Succinylcholin. Zwar haben fast alle Befragten prinzipiell Zugang zu Dantrolen, allerdings wird bei über der Hälfte weniger bevorratet als von der DGAI empfohlen. Weiter haben nur etwa 61 % der Kliniken innerhalb von 15 min Zugriff auf zusätzliches Dantrolen, falls der initiale Vorrat aufgebraucht ist. Die Ergebnisse dieser Onlineumfrage zeigen, dass die Bevorratung von Dantrolen in manchen deutschen Kliniken und Anästhesiepraxen unzureichend sein könnte.