Erschienen in:
01.01.2007 | Notfallmedizin
Sauerstofftherapie nach Tauchunfall
verfasst von:
Dr. T. Piepho, U. Ehrmann, C. Werner, C. M. Muth
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 1/2007
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Zusammenfassung
Für den Notarzt stellt der Tauchunfall trotz einer Inzidenz für nichttödliche Tauchunfälle von 1–2/10.000 Tauchgänge eine Situation abseits der Routine dar. Neben adäquater Flüssigkeitssubstitution ist Sauerstoff das einzige Medikament, für das eine spezifische Wirkung bei der Behandlung eines Tauchunfalls belegt ist. Nach einem typischen Tauchunfall wird die sofortige Gabe von Sauerstoff in möglichst hoher inspiratorischer Konzentration (angestrebte FIO2 1,0) empfohlen. Viele Taucher führen eigene Sauerstoffsysteme zum Tauchgewässer mit, die für die Behandlung eines Tauchunfalls oft besser geeignet sind als die vom Rettungsdienst vorgehaltenen Systeme. So sind festeingestellte Druckminderer für Sauerstoffflaschen mit einer niedrigen Flussrate ebenso ungeeignet wie Sauerstoffsonden und Inhalationsmasken. Bei der Verwendung eines Beatmungsbeutels mit geschlossenem Reservoir sollte der Sauerstofffluss mindestens 15 l/min betragen. Die einfache Handhabung und die Möglichkeit, Sauerstoff mit einer FIO2 von 1,0 zu applizieren, haben dazu geführt, dass Demandsysteme in der Notfallversorgung des Tauchunfalls einen hohen Stellenwert einnehmen und unter Tauchern relativ weit verbreitet sind. Sie funktionieren prinzipiell wie ein beim Tauchen verwendeter Lungenautomat. Kreislaufsysteme gehören zu den technisch aufwendigeren Sauerstoffsystemen. Sie ermöglichen eine CO2-Absorption und bei geringem Frischgasfluss eine Rückatmung. Im Gegensatz zu den Demandsystemen ist die Wahrscheinlichkeit von Bedienungsfehlern größer. Bei einem Tauchunfall ist die bereits am Notfallort begonnene Applikation von normobarem Sauerstoff die wichtigste Therapie und darf nicht unterbrochen werden. Steht nur ein unzureichender Sauerstoffvorrat zur Verfügung, sollte die inspiratorische Sauerstoffkonzentration nicht reduziert, sondern stattdessen die Behandlungszeit verkürzt werden. Als weiterführende Therapie stellt die hyperbare Sauerstoffgabe die einzig sinnvolle Maßnahme dar.