Erschienen in:
01.08.2004 | Stellungnahme
Nicht jeder Stimmlippenstillstand nach Schilddrüsenoperation ist eine chirurgischbedingte Rekurrensparese
Stellungnahme der „Interdisziplinären Studiengruppe Intraoperatives Neuromonitoring Schilddrüsenchirurgie“ zur Problematik intubationsbedingter Rekurrensparesen
verfasst von:
Prof. Dr. H. Dralle, E. Kruse, W. H. Hamelmann, S. Grond, H. J. Neumann, C. Sekulla, C. Richter, O. Thomusch, H.-P. Mühlig, J. Voß, W. Timmermann
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 8/2004
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Zusammenfassung
In den 45 Jahren nach der Erstbeschreibung einer wahrscheinlich intubationsbedingten Rekurrensparese durch den Heidelberger Phoniater H. Bauer sind immer wieder Kasuistiken zu diesem umstrittenen Schadensmechanismus erschienen. Systematische Untersuchungen zur Häufigkeit postoperativer intubationsbedingter Rekurrensparesen liegen jedoch nur vereinzelt vor, zudem wurden sie nicht mit den erforderlichen apparativen Verfahren durchgeführt, um einen derartigen Pathomechanismus zweifelsfrei zu identifizieren. Aufgrund der vorliegenden Datenlage ist davon auszugehen, dass zwar nicht jeder Stimmlippenstillstand nach Schilddrüsenoperation ausschließlich als alleinige Folge des chirurgischen Vorgehens anzusehen ist, der In- oder Extubationsvorgang jedoch nur im Ausnahmefall als Ursache einer postoperativen Rekurrensparese in Betracht kommt.
Die Differentialdiagnose der postoperativen Rekurrensparese erfordert den fachlich gezielten Einsatz spezieller, über die Laryngoskopie hinausgehender apparativer Methoden, wie z. B. Stroboskopie und intra- sowie extralaryngeale Elektromyographie. Für einen intubationsassoziierten Pathomechanismus einer Recurrensparese spricht weniger eine postoperativ hochgradige Dyspnoe, als eine hochgradige Dysphonie bis Aphonie aufgrund einer typischen Stellung der gelähmten Stimmlippe in Atmungsruheposition (Intermediärposition) bei elektromyographisch normaler Funktion des M. cricothyreoideus.
Der postoperative Nachweis bzw. Ausschluss einer intubationsbedingten Pathogenese einer Rekurrensparese nach Schilddrüsenoperation ist dann zu empfehlen, wenn z. B. bei Einsatz des intraoperativen Neuromonitorings das Neuromonitoringsignal bei OP-Ende unverändert positiv war und/oder laryngoskopisch intralaryngeale Schädigungszeichen festgestellt wurden.