Erschienen in:
01.11.2012 | Leitthema
Schmerzverarbeitung bei psychiatrischen Erkrankungen
verfasst von:
Prof. Dr. K.-J. Bär
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 11/2012
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Zusammenfassung
Viele psychiatrische Erkrankungen gehen mit einer veränderten Schmerzwahrnehmung einher. In einer groben Einteilung könnte man Erkrankungen mit reduzierter Schmerzwahrnehmung (z. B. Borderline-Persönlichkeitsstörung) von Erkrankungen mit verstärkter Schmerzwahrnehmung (z. B. Alkohol- oder Drogenentzug) unterscheiden. Die enge Beziehung zwischen psychiatrischen Erkrankungen und Schmerz ist am ehesten auf Hirnstrukturen zurückzuführen, die bei psychiatrischen Erkrankungen in ihrer Funktion und Struktur verändert sind und wesentlich zur Schmerzverarbeitung beitragen. Am Beispiel der Anorexie soll dies exemplifiziert werden. Viele Studien haben eine Dysfunktion der Insel mit Symptomen der Erkrankung in Zusammenhang gebracht. In diesem Artikel wird dargestellt, dass eine Minderaktivierung der hinteren Insel sowohl die reduzierte Schmerzwahrnehmung aufgrund einer verstärkten adrenergen, deszendierenden Hemmung als auch einen erhöhten Sympathikotonus erklären könnte. So kann beschrieben werden, dass Schmerzforschung bei psychiatrischen Erkrankungen nicht nur schmerzrelevante Ergebnisse liefert, sondern auch die Pathophysiologie der Erkrankung besser verstehen hilft.