Erschienen in:
01.03.2012 | Originalarbeit
Behandlung der intraartikulären Trümmerfraktur des distalen Humerus mittels Latitude-Ellenbogenprothese
Eine retrospektive Studie mit Komplikationsanalyse
verfasst von:
Dr. K.J. Burkhart, S.G. Mattyasovszky, K. Wegmann, J. Dargel, C. Schwarz, P.M. Rommens, L.P. Müller
Erschienen in:
Obere Extremität
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Ausgabe 1/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Implantatversagen, Pseudarthrose und Instabilität sind wohlbekannte Komplikationen der Osteosynthese der intraartikulären Trümmerfraktur des distalen Humerus. Die Ellenbogenprothetik stellt eine Therapieoption dar, um direkt postoperativ eine stabile und schmerzfreie Gelenksituation zu schaffen. Aufgrund mannigfaltiger Komplikationen und hoher Lockerungsraten konnte sich die Ellenbogenprothetik lange Zeit nicht durchsetzen. In der jüngeren Zeit finden sich jedoch vermehrt positive Ergebnisse, die den Einsatz der Ellenbogenprothese beim älteren Patienten unter strenger Indikationsstellung rechtfertigen. Wir stellen mit der Latitude (Tornier) eine Ellenbogen-Prothese der dritten Generation vor. Es handelt sich hierbei um ein modulares System, das als gekoppelte oder ungekoppelte Prothese oder auch als Hemiprothese eingesetzt werden kann. Der Radiuskopf kann – je nach Erfordernis – erhalten, reseziert oder ersetzt werden. Das Ziel unserer Studie war die Evaluation der kurzfristigen Ergebnisse mit besonderer Berücksichtigung der Komplikationen.
Material und Methoden
In den Jahren 2007 und 2008 wurden in unserer Klinik 17 Latitude-Ellenbogenprothesen (Tornier) implantiert aufgrund folgender Indikationen: akute Fraktur (n = 9), Pseudarthrose (n = 4), posttraumatische Arthrose (n = 3) und rheumatoide Arthritis (n = 1). Es wurden 7 Hemiendoprothesen, 2 ungekoppelte und 8 gekoppelte Totalendoprothesen implantiert. Das durchschnittliche Alter der Patienten betrug 67 Jahre (Spannweite 31–88 Jahre). Bei der primären Frakturversorgung wurde die Indikation nur beim älteren Patienten gestellt. Das mittlere Alter betrug hier 77 Jahre (Spannweite 66–88 Jahre).
Ergebnisse
Von diesen 17 Patienten wurden 11 nach durchschnittlich 13,5 Monaten (Spannweite 6–23 Monate) nachuntersucht. Anhand von Röntgenaufnahmen und unter Berücksichtigung der Aktenlage konnte für alle 17 Patienten eine Komplikationsanalyse durchgeführt werden. Das mittlere Extensionsdefizit betrug 22° (Spannweite 0–30°), die mittlere Flexion 126° (Spannweite 95–140°). Die mittlere Pronation betrug 78° (Spannweite 60–90°), die mittlere Supination 79° (Spannweite 50–90°). Nach dem Mayo Elbow Performance Score (MEPS) erreichten alle Patienten sehr gute und gute Ergebnisse mit Ausnahme eines Patienten, der ein befriedigendes Ergebnis erreichte. Der Mittelwert lag bei 89,23 Punkten (Spannweite 74–100). Der mittlere Disabilities of the Arm, Shoulder and Hand (DASH)-Score lag bei 8,43 (Spannweite 0–28). Folgende Komplikationen konnten festgestellt werden: eine Humerusfissur, eine Ulnaris-Irritation, ein postoperatives Hämatom, zwei Insuffizienzen des M. triceps, ein Flexionsdefizit aufgrund eines Koronoidosteophyten, eine frühe Wundinfektion, die durch Spülung beherrscht werden konnte. In einem Fall musste eine sekundäre Radiuskopfresektion durchgeführt werden. Keine Prothese musste explantiert werden. Lockerungszeichen wurden nicht gefunden.
Schlussfolgerung
Das primäre Ziel der Ellenbogenprothetik nach Fraktur ist die schmerzfreie stabile Funktion. Die frühen postoperativen Ergebnisse in der aktuellen Literatur sind im Allgemeinen als gut zu bezeichnen. Auch bei unserem Patientenkollektiv konnten vorwiegend gute bis sehr gute Ergebnisse nach dem MEPS und dem DASH-Score erzielt werden.