Erschienen in:
01.11.2008 | Aktuelles
Die „Pathologische Realangst“ am Beispiel kardiovaskulärer Erkrankungen
verfasst von:
Prof. Dr. Michael Linden, S. Dirks, J. Glatz
Erschienen in:
Psychosomatik und Konsiliarpsychiatrie
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Ausgabe 4/2008
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Zusammenfassung
Ängste bei Patienten mit chronischen oder lebensbedrohenden Erkrankungen sind häufig zu beobachtende Anpassungsreaktionen, die sich unbehandelt zu ernsthaften Störungen entwickeln können und den Krankheitsverlauf sowie die Prognose allgemein verschlechtern. Schwierigkeiten im Rahmen der Standarddiagnostik ergeben sich vor allem aus den Fragen, ob die beschriebene Angstsymptomatik ein Ausdruck der körperlichen Erkrankung ist oder aber eine eigenständige Angststörung mit Krankheitswert wiederspiegelt? Das Konzept der Pathologischen Realangst knüpft an diesen Fragen an und beschreibt die Angst vor einer realen Bedrohung, die vor allem bei Patienten mit chronischen Erkrankungen, insbesondere bei denen mit lebensbedrohlichem Charakter, zum Ausdruck kommt. Verzerrte Wahrnehmungen der zugrunde liegenden Krankheit, hervorgerufen durch subjektive Krankheitsvorstellungen, führen häufig zu fehlgeleiteten Kausalannahmen und bedingen eine verzerrte Interpretation von körperlichen Krankheitssymptomen. Daraus resultierend kommt es zu einer ängstlichen Aufmerksamkeitsfokussierung und letztendlich zu einer Entwicklung der Pathologischen Realangst. Im Folgenden wird ein erster Versuch unternommen, Pathologische Realangst näher zu erklären und in ihrer klinischen Relevanz zu beschreiben. Das Konzept soll vor allem zur Präzisierung der Angstdiagnostik beitragen und dazu anregen eine fächerübergreifende medizinische Versorgung anzustreben.