Erschienen in:
17.07.2020 | Laparoskopie | Leitthema
Organerhalt Rektum – lokale Exzision
verfasst von:
Dr. med. Christian Gingert, Prof. Dr. Michel Adamina
Erschienen in:
coloproctology
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Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
Die Geschichte der lokalen Exzision begleitet die Chirurgie seit Jahrzehnten. Erstmals beschrieb Gerhard Buess in den 1980er Jahren eine transanale endoskopische Mikrochirurgie (TEM), die sich aber aufgrund des materiellen Aufwands und des recht langsamen Lernerfolgs über Jahrzehnte hinweg nicht weitflächig durchsetzte. Ein ähnliches Konzept steckt hinter dem transanale endoskopische Operation (TEO) genannten Verfahren eines anderen industriellen Mitbewerbers. TEM und TEO gehören zu den rigiden Verfahren mit einem starren Operationsobturator, welcher anal eingeführt wird. Die Weiterentwicklung mit Einbringen eines konventionellen Single Ports, wie man ihn von der „single port laparoscopic surgery“ (SILS) kennt, machte dieses Verfahren um einiges komfortabler. Die verbesserte Videoqualität und Vergrößerung, eventuell auch mit 3‑D-Kamera, sowie ein zusätzlich verändertes Verständnis von der Behandlung niedriggradiger Rektumkarzinome machten dieses Verfahren in jüngerer Zeit wieder attraktiver. Die transanale minimal-invasive Chirurgie (TAMIS) eignet sich für Läsionen ab einer Höhe von ca. 3 cm ab ano und gehört zu den flexiblen Verfahren in Abgrenzung zu den rigiden Methoden wie TME und TEO. TAMIS wird an unserer Institution als Standardverfahren genutzt und steht daher im Mittelpunkt dieses Artikels. Seit kurzer Zeit erst setzt man die TAMIS nicht nur für klar benigne Befunde oder zur Histologiegewinnung ein, sondern auch für die Exzision niedriggradiger Karzinome bis zu 3 cm Durchmesser. In den aktuellen S3-Leitlinien zur Behandlung des kolorektalen Karzinoms wird die TAMIS bei günstigen pT1-Tumoren (pT1, G1/G2, L0) auch als alleinige Therapiemaßnahme empfohlen. Voraussetzung ist natürlich eine nur ganz geringgradige Infiltration der Submukosa und eine klare R0-Resektion ohne Invasion der Lymphgefäße. Sogenannte High-risk-Tumoren mit schlechter Differenzierung, tiefer submukosaler Infiltration und/oder Invasion von Lymphgefäßen sollten anschließend radikal operiert werden mit begleitender Radiochemotherapie. Grund für eine Radiochemotherapie sind höhere Raten an Lymphknotenmetastasen und Lokalrezidiven.