Erschienen in:
01.03.2014 | Originalien
Prähospitale Analgosedierung durch Rettungsassistenten
Effektivität und Prozessqualität unter ärztlicher Supervision
verfasst von:
D. Häske, MSc MBA, B. Schempf, G. Gaier, C. Niederberger
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 3/2014
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Im Zusammenhang mit der neuen Ausbildung zum Notfallsanitäter in Deutschland hat die Diskussion um Kompetenzen der Rettungsassistenten wieder zugenommen. Im Rettungsdienstbereich Reutlingen ist ein System zur Qualifizierung von Rettungsassistenten etabliert, das u. a. die Analgosedierung mit Ketamin und Midazolam beinhaltet. Auf eine Notarztnachforderung kann u. U. verzichtet werden.
Ziel der Arbeit
Die Untersuchung hatte zum Ziel, die effektive Schmerzreduktion, gemessen mit anerkannten Bewertungsskalen, und die Sicherheit der Analgosedierung mit Ketamin und Midazolam durch Rettungsassistenten zu evaluieren. Ganz bewusst fokussierte die vorliegende Untersuchung auf die medizinischen Ergebnisse sowie die begleitenden Prozesse und nicht auf juristische Aspekte.
Material und Methoden
Analgosedierungen durch Rettungsassistenten wurden nach standardisierter Schulung mit jährlicher Überprüfung sowie ärztlicher Supervision durchgeführt und in einer retrospektiven Analyse hinsichtlich ihrer Effektivität und Prozessqualität ausgewertet. Hierzu wurden die Vitalparameter der Patienten bei Ankunft und Übergabe in der Notaufnahme ebenso erfasst wie die Schmerzen anhand der „numeric rating scale“ (NRS 0–10). Die Dosierungen von Medikamenten wurden dokumentiert; Nebenwirkungen und Auffälligkeiten (z. B. Atem- und Kreislaufdepression, Übelkeit, qualitative und quantitative Bewusstseinsstörungen) wurden erfasst.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 528 Analgosedierungen durch Rettungsassistenten registriert. Das Patientenalter betrug 48 ± 23 Jahre (5 bis 95 Jahre). Die häufigste Indikation zur Anwendung des Algorithmus Analgosedierung war das Extremitätentrauma. Schwere Komplikationen sind nicht berichtet worden. Der anfängliche Schmerzscore (NRS) betrug 8 [“interquartile range“ (IQR): 7–8; 95%-Konfidenzintervall (95%-KI): 7,5–7,9], bei der Übergabe in der Notaufnahme 3 (IQR: 2–3; 95%-KI: 2,2–2,7). Damit war eine hohe Signifikanz bezüglich der erfolgreichen Schmerzreduktion erreicht (p<0,0001). Der Anteil der Patienten mit einem Übergabebefund von NRS ≤ 4 betrug 96% (n=506). Alle anderen Vitalzeichen waren im Wesentlichen unverändert. Die Rate der Nebenwirkungen war gering (2,8%); potenziell lebensbedrohliche Komplikationen sind nicht berichtet worden. Die Studie ist durch Einschränkungen in der Dokumentation limitiert; nichtanalgosedierte Patienten wurden ebenfalls nicht berücksichtigt.
Schlussfolgerung
Nach entsprechender Schulung ist im vorliegenden System die Analgosedierung durch Rettungsassistenten sicher und effektiv durchführbar.