Erschienen in:
01.03.2015 | Trends und Medizinökonomie
Behandlungsstandards in der postoperativen Akutschmerztherapie
Analyse von Inhalten standardisierter medikamentöser Konzepte
verfasst von:
Dr. J. Erlenwein, Gesundheits-Ökonom (VWA), M. Emons, A. Hecke, N. Nestler, S. Wirz, M. Bauer, W. Meißner, F. Petzke
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 3/2015
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Die Qualität des postoperativen Schmerzmanagements kann durch Behandlungsstandards verbessert werden.
Ziel der Arbeit
Standardisierte Konzepte zur Akutschmerztherapie sollen inhaltlich dargestellt und typisiert werden. Der bisher unscharfe Begriff der Behandlungsstandards in der Akutschmerztherapie wird eingegrenzt.
Material und Methode
Die Behandlungsstandards zur Akutschmerztherapie aus 68 Krankenhäusern wurden in Bezug auf Prozessgestaltung, Basis- und Bedarfsmedikation sowie Sicherheitsaspekte ausgewertet.
Ergebnisse
Ein Behandlungsstandard pro Krankenhaus, getrennt nach Erwachsenen (68 Standards) und Kindern (27 Standards), wurde ausgewertet. Eine Basismedikation war für alle Erwachsenen und in 89 % der Standards für Kinder vorgesehen. Es sahen 68 % aller 95 Standards die Kombination von Opioiden und Nichtopioiden als Basis vor (78 % für Erwachsene, 42 % für Kinder). Die bedarfsgerechte Anpassung der Basismedikation wurde für Erwachsene deutlich häufiger beschrieben.
Vorgaben zur Bedarfsmedikation enthielten 91 % der Behandlungsstandards für Erwachsene (85 % Kinder). Ein nichtretardiertes Opioid stand in der Hälfte der Standards für Erwachsene und Kinder jederzeit zur Gabe zur Verfügung, in weiteren 29 % für Erwachsene nur in Abhängigkeit von der bereits erreichten Eskalationsstufe bzw. des Zeitpunkts im Ablaufschema (8 % Kinder). Die Wiederholung der Bedarfsmedikation war grundsätzlich in 63 % der Standards für die Erwachsenen (54 % für Kinder) möglich, innerhalb 1 h aber nur in 43 % (30 % für Kinder). Interventionsgrenzen zur Gabe der Bedarfsmedikation fanden sich in 63 % der Erwachsenenstandards (Kinder 54 %). Eine Effektivitätskontrolle nach verabreichter Bedarfsmedikation war nur etwa in der Hälfte aller Standards vorgesehen; Sicherheitshinweise bzw. -mechanismen fanden sich nur selten.
Schlussfolgerung
Es bestand eine große inhaltliche Heterogenität in der Verfügbarkeit von Bedarfs- und Basismedikation. Sicherheitsaspekte fehlten in vielen Fällen. Dies spiegelt wider, dass trotz Forderung der S3-Leitlinie „Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen“ nach Behandlungskonzepten bisher keine Empfehlungen zu Inhalt und Aufbau dieser Konzepte vorliegen.