Erschienen in:
01.04.2014 | Originalien und Übersichten
Nosokomiale Infektionen, systemischer Antibiotikaeinsatz und multiresistente Erreger bei Bewohnern von Altenpflegeheimen
Das Frankfurter HALT plus MRE-Projekt, 2012
verfasst von:
PD Dr. U. Heudorf, C. Gustav, D. Mischler, J. Schulze
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 4/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Nosokomiale Infektionen und multiresistente Bakterien sind eine Bedrohung für die Gesundheit älterer Menschen in Altenpflegeheimen. Unsere Studie hatte das Ziel, nicht nur nosokomiale Infektionen und den Antibiotikagebrauch bei Altenpflegeheimbewohnern zu untersuchen, sondern gleichzeitig die Prävalenz an multiresistenten Erregern zu erheben.
Methode
Mit der Methode und den Fragebögen des europäischen HALT-Projekts (Healthcare associated infections in long-term care facilities) wurde eine Punktprävalenzuntersuchung bei Altenpflegeheimbewohnern zu Risikofaktoren für nosokomiale Infektionen und für die Besiedelung mit multiresistenten Erregern (MRE) sowie eine Erhebung der Infektionen und des Einsatzes von Antibiotika durchgeführt. Darüber hinaus wurden bei freiwilligen Teilnehmern Nasen-, Rachen- und Analabstriche auf Methicillin-resistente Staphylococcus-aureus-Stämme (MRSA) untersucht. Analabstriche wurden auch auf Extended Spectrum β-Lactamase (ESBL)-bildende Enterobakterien sowie auf Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) analysiert.
Ergebnisse
Es wurden 880 Bewohner aus 8 Altenpflegeheimen in Frankfurt am Main in die Untersuchung eingeschlossen: 30 % waren männlich, 46,7 % waren älter als 85 Jahre, 70 % wiesen eine Harn- oder Stuhlinkontinenz auf, und 11,4 % hatten einen Harnwegskatheter. 2,5 % der Bewohner litten am Erhebungstag an einer Infektion, und 1,5 % wurden antibiotisch behandelt. 184 Bewohner willigten in Abstrichuntersuchungen ein: 9,2 % waren mit MRSA, 26,7 % mit ESBL-bildenden Enterobakterien und 2,7 % mit VRE besiedelt.
Schlussfolgerung
Die Prävalenz an nosokomialen Infektionen und der Umfang des systemischen Antibiotikaeinsatzes waren mit den entsprechenden Ergebnissen einer bundesweiten Erhebung im Jahr 2010 vergleichbar. Im Vergleich zu früheren Untersuchungen in Deutschland zeigten sich eine Zunahme in der MRSA-Prävalenz sowie sehr hohe Prävalenzen an Besiedelungen mit ESBL-bildenden Enterobakterien. Es sollten weitere Studien durchgeführt werden, vorzugsweise in Kombination mit einer Genotypisierung, um die Epidemiologie dieser Erreger innerhalb der Heime besser untersuchen zu können.