Einleitung
Methoden
Ergebnisse
Datengrundlage der Empfehlungen
Abgeleitete Empfehlungen für ein gelungenes Schnittstellenmanagement
Vernetzung zwischen Primärversorgung und Zentren für Seltene Erkrankungen (ZSE) | |
Empfehlungen für ZSE | |
Empfehlung 1: | ZSE sollten direkte Kontaktmöglichkeiten (z. B. ärztliche Durchwahlnummern, gesonderte Sprechzeiten, E‑Mail-Kontakt mit zeitnaher Rückmeldung) und Anmeldemöglichkeiten von Patient:innen (Kurzanmeldung, Terminvereinbarung durch Praxen) für Primärversorgende vorhalten. Diese sollten regelmäßig auf Aktualität überprüft werden |
Empfehlung 2: | ZSE sollten Primärversorgende über Vorgaben zu notwendigen Unterlagen und Untersuchungen sowie zur Überweisung von Patient:innen informieren und (bei Bedarf und/oder Notwendigkeit sowie mit Einverständnis der Patient:innen) Unterlagen direkt bei Primärversorgenden anfordern |
Empfehlung 3: | ZSE sollten zuweisende Primärversorgende und Patient:innen über erfolgte Behandlungsschritte sowie die weiteren Behandlungspfade zeitnah informieren. Berichte (Arztbriefe, Befunde) sollten kompakt formuliert zeitnah an Zuweisende und Patient:innen übermittelt werden und Hinweise enthalten, worauf bei der Versorgung von Patient:innen mit entsprechenden Erkrankungen zu achten ist |
Empfehlung 4: | ZSE sollten für die Versorgung gemeinsamer Patient:innen die Möglichkeit zum direkten Austausch für Primärversorgende anbieten, z. B. in Form von (Online‑)Sprechstunden, Fallkonferenzen und/oder Qualitätszirkeln |
Empfehlungen für Primärversorgende | |
Empfehlung 1: | Hausärzt:innen bzw. Kinderärzt:innen sollten, sofern dies im Rahmen der Versorgung indiziert ist, die Rolle als Behandlungskoordinierende für die Versorgung von Patient:innen mit Seltenen Erkrankungen außerhalb des ZSE übernehmen und sich mit dem ZSE und anderen beteiligten Versorgenden direkt austauschen |
Empfehlung 2: | Primärversorgende sollten direkte Kontaktmöglichkeiten (z. B. ärztliche Durchwahlnummern, gesonderte Sprechzeiten) für ZSE sowie andere beteiligte Versorgende vorhalten bzw. eine zeitnahe Rückmeldung sicherstellen |
Empfehlung 3: | Primärversorgende sollten für die Versorgung gemeinsamer Patient:innen die Möglichkeit zum direkten Austausch mit den ZSE nutzen, z. B. in Form von (Online‑)Sprechstunden, Fallkonferenzen und/oder Qualitätszirkeln, sofern dies im Rahmen der Versorgung indiziert ist |
Empfehlung 4: | Primärversorgende sollten für die Versorgung von Menschen mit Seltenen Erkrankungen sensibilisiert werden und hierzu an akkreditierten (Online‑)Fortbildungen von ZSE teilnehmen, z. B. zu Themen wie ZSE-Strukturen, Indikatoren für Überweisungen sowie ggf. Erkrankungsgruppen oder „red flags“a |
Schnittstellen innerhalb der ZSE | |
Empfehlung 1: | ZSE sollten eine zentrale Stelle zur Koordination und zur Weiterleitung der Patient:innen an die B‑Zentren bereithalten. Es sollte ein engmaschiger Austausch zwischen A‑Zentrum und B‑Zentren bestehen sowie durch das A‑Zentrum eine direkte Anbindung von Patient:innen an die B‑Zentren erfolgen (inkl. zentraler Terminvergabe durch die koordinierte Stelle) |
Empfehlung 2: | Der Datentransfer innerhalb der Zentrumsstruktur sowie zwischen dem ZSE und anderen behandelnden Einrichtungen innerhalb der Organisation, in der das ZSE angesiedelt ist, sollte digital erfolgen |
Empfehlung 3: | ZSE sollten ein Transitionskonzept für den Übergang von der Kinder- in die Erwachsenenmedizin vorhalten und umsetzen |
Empfehlung 4: | ZSE sollten für die verschiedenen Prozesse (z. B. Aufnahme, Weiterleitung, Entlassung) standardisierte Konzepte bereithalten (z. B. in Form von Standard Operation Procedures – SOPs) sowie Checklisten für die Abläufe innerhalb des Zentrums entwickeln und nutzen (z. B. Sichtung eingehender Unterlagen, Datentransfer, Registermeldung) |
Empfehlung 5: | ZSE sollten sich bei entsprechender Spezialisierung an der Teilnahme und dem Ausbau von Deutschen Referenznetzwerken (DRN) und Europäischen Referenznetzwerken (ERN) beteiligen |
Steigerung der Bekanntheit von Seltenen Erkrankungen, ZSE-Strukturen und Zuständigkeiten | |
Empfehlung 1: | ZSE sollten Informationsmaterial bereithalten (z. B. übersichtliche Homepage, Flyer, kompakte Beschreibungen, Hinweise zu Veranstaltungen am Tag der Seltenen Erkrankungen) und dieses, sofern über entsprechende Verteiler möglich (z. B. der Fachgesellschaften), an (regionale) Primärversorgende/Fachärzt:innen und relevante Fachverbände weitergeben. Die Materialien sollten enthalten: a) Informationen zur Struktur des ZSE (wie Anmeldungsprozesse, Kriterien zur Aufnahme von Patient:innen und Beschreibungen zu Versorgungspfaden im ZSE) b) Informationen zu den im ZSE versorgten Seltenen Erkrankungen bzw. Erkrankungsgruppen (ggf. mit Hinweisen zu „red flags“) oder Hinweise auf weitere existierende Informationen (z. B. Plattformen wie se-atlas, Orphanet und ACHSE e. V., Leitlinien) |
Empfehlung 2: | A‑Zentren der ZSE sollten die o. g. Informationen transparent, barrierefrei und leicht auffindbar auf ihrer Website präsentieren. Es sollten mindestens die folgenden Kerninformationen vorgehalten werden: a) Kontaktdaten von Ansprechpartner:innen, b) Ablauf der Anmeldung, c) Schwerpunkte und zugehörige B‑Zentren, d) Umgang mit unklaren Diagnosen |
Empfehlung 3: | ZSE sollten regelmäßige, akkreditierte (Online‑)Fortbildungen für alle an der medizinischen und psychosozialen Versorgung beteiligten Professionen anbieten, z. B. zu Themen wie ZSE-Strukturen, Erkrankungsgruppen oder „red flags“ |
Empfehlung 4: | Die ZSE sollten eine Vernetzung untereinander fördern, z. B. in Form von regelmäßigen Veranstaltungen für die Lots:innenb |
Schnittstellen zwischen ZSE und Patient:innen | |
Empfehlung 1: | ZSE sollten sich zum Ziel setzen, kurze Wartezeiten für Patient:innen zu ermöglichen. Insbesondere Anliegen von Patient:innen mit einer hohen Dringlichkeit sollten priorisiert und zeitnah versorgt werden |
Empfehlung 2: | ZSE sollten ausreichende und zuverlässige Kontaktmöglichkeiten und Ansprechpartner:innen bereithalten, um die regelmäßige (telefonische) Erreichbarkeit (auch in Urlaubs- und Krankheitsfällen) für Patient:innen zu gewährleisten |
Empfehlung 3: | Patient:innen sollten Informationen zur Verfügung gestellt werden, in denen Zuständigkeiten und Ansprechpartner:innen für die medizinische Versorgung, psychologische Begleitung und sozialrechtliche Beratung bzgl. ihrer jeweiligen Seltenen Erkrankung aufgeführt werden (z. B. Hinweise auf Plattformen wie se-atlas, Orphanet, ACHSE e. V. und vorhandene regionale Angebote in Form von Flyern) |
Empfehlung 4: | ZSE sollten Patient:innen auf erkrankungsspezifische Patient:innenorganisationen und auf die ACHSE e. V., auch bei unklaren Seltenen Erkrankungen, hinweisen (z. B. durch die Erwähnung in Arztbriefen). B‑Zentren sollten hierzu aktuelle Listen mit Patient:innenorganisationen zu den versorgten Erkrankungsgruppen führen. A‑Zentren sollten eine Zusammenarbeit mit der ACHSE e. V. pflegen |
Empfehlung 5: | ZSE sollten Patient:innen eine zeitnahe und verbindliche Rückmeldung zu ihren Anfragen geben (z. B. erfolgte Anmeldung, Bearbeitungsstand, nächste Schritte) |
Empfehlung 6: | ZSE sollten ihre Unterlagen (auch) in patient:innengerechter Sprache zur Verfügung stellen, ggf. unter Nutzung von Angeboten wie „patientenbriefe.de“ |
Weiterführende Empfehlungen für das Schnittstellenmanagement | |
Empfehlung 1: | Es sollten Strukturen geschaffen werden, die die Patient:innen bei der Organisation und Koordination der Versorgung bedarfsorientiert und individuell unterstützen (z. B. Lots:innen, Case- und Care-Manager:innen). Die genaue Ausgestaltung und Implementierung solcher Strukturen sollten wissenschaftlich geprüft werden |
Empfehlung 2: | Bestehende Informationsstrukturen (z. B. se-atlas) sollten genutzt bzw. ausgebaut werden, um sowohl für Patient:innen als auch für Versorgende das Auffinden spezialisierter Ansprechpartner:innen zu erleichtern und somit wohnortnahe Versorgung durch stärkere Vernetzung zu ermöglichen |
Empfehlung 3: | Eine zentrale und zeitnahe elektronische Erfassung erfolgter Behandlungen zur Informationsweitergabe an (Mit‑)Behandelnde und Patient:innen sollte ermöglicht werden |
Empfehlung 4: | Bestehende zentrale und niedrigschwellige Informationsportale (wie z. B. se-atlas) zu ZSE-Standorten und Strukturen für Primärversorgende und Betroffene sollten verstetigt und kontinuierlich gepflegt werden |
Empfehlung 5: | Deutsche Referenznetzwerke (DRN) sollten für alle Seltenen Erkrankungen bzw. Erkrankungsgruppen sowie für unklare Seltene Erkrankungen geschaffen werden. Bestehende DRN und Europäische Referenznetzwerke (ERN) sollten weiter ausgebaut werden und ZSE bei entsprechender Spezialisierung zur Teilnahme verpflichtet werden |