Erschienen in:
16.09.2016 | Schlafwandeln | Leitthema
Nachtschreck, Schlafwandeln und Albträume
Häufige Parasomnien im Kindes- und Jugendalter
verfasst von:
Dr. W. Sauseng, L. Rauter, R. Kerbl
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 12/2016
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Zusammenfassung
Nachtschreck, Schlafwandeln und Albträume zählen zu den häufigsten Parasomnien im Kindes- und Jugendalter. Diese
Parasomnien sind abnorme Episoden von Verhaltensmustern oder physiologischen Ereignissen während des Schlafs oder im
Verlauf von Schlaf-Wach-Übergängen. Gemäß der International Classification of Sleep Disorders (ICSD-3) werden Parasomnien
in „Non-rapid-eye-movement“(NREM)-Parasomnien, REM-Parasomnien und „Andere“ eingeteilt. Während Nachtschreck und
Schlafwandeln zu den NREM-Parasomnien zählen und damit besonders häufig in der ersten Nachthälfte auftreten, sind
Albträume eine REM-Schlaf-assoziierte Parasomnie und kommen demnach vorzugsweise in der zweiten Nachthälfte
vor. Parasomnien unterscheiden sich insbesondere beim Kind im Vorschulalter bezüglich Häufigkeit, Präsentation und
Prognose wesentlich von jenen des Erwachsenen. Die Prävalenz von Parasomnien bei Kindern ist stark altersabhängig; häufig
verlaufen sie selbstlimitierend. Die genannten Parasomnien, insbesondere der Nachtschreck (Pavor nocturnus), sind jedoch für viele
Eltern besorgniserregend; Kinderärzte sind daher bezüglich Aufklärung und (Verhaltens-)Beratung gefordert. Nur sehr selten ist eine medikamentöse Therapie angezeigt. Parasomnien bei Kindern können meist allein aufgrund der Anamnese eingestuft werden; von den Eltern angefertigte Videos sind oft hilfreich. Nur selten (insbesondere zur Differenzialdiagnose epileptischer Anfälle) ist eine Polysomnographie erforderlich. Ins Jugendalter perpetuierende oder erst im Jugendalter auftretende Parasomnien haben eine schlechtere Prognose und eine hohe Komorbidität. Letztere muss entsprechend abgeklärt werden, um zwischen Primär- und Sekundärphänomenen unterscheiden und eine adäquate Therapie einleiten zu können.