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Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde 4/2024

08.05.2023 | Pädiatrie | Originalien

Versorgung von minderjährigen Flüchtlingen in Deutschland

Eine Umfrage in der ambulanten Kinder- und Jugendmedizin

verfasst von: Sandro Stehle, Dominik Ewald, Ulrich Fegeler, Folkert Fehr, Jakob Maske, Christine Wolff, PD Dr. med. Johannes Pfeil

Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde | Ausgabe 4/2024

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Zusammenfassung

Hintergrund

Seit 2017 kommen jährlich mehr als 100.000 Flüchtlinge neu nach Deutschland. Etwa 40–50 % hiervon sind minderjährige Flüchtlinge. Es existieren aktualisierte Empfehlungen zur medizinischen Versorgung dieser Kinder und Jugendlichen. Unklar ist bisher, wie diese Empfehlungen in der Praxis umgesetzt werden.

Ziele

Die Umfrage erhebt ein Bild der Versorgungsrealität minderjähriger Flüchtlinge durch ambulant tätige Kinder- und Jugendärzt:innen (KJÄ). Dabei wird erfragt, wie bestehende Empfehlungen umgesetzt werden, worin mögliche Barrieren der Umsetzung bestehen und welche Maßnahmen zur Verbesserung der Umsetzung befürwortet werden.

Methoden

Die Daten wurde mithilfe einer explorativen Onlineumfrage gewonnen. Die Entwicklung des Fragebogens basierte auf aktuellen Handlungsempfehlungen zur ambulanten Versorgung von minderjährigen Flüchtlingen sowie auf Diskussionen innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine Ambulante Pädiatrie (DGAAP).

Ergebnisse

Die allgemeine Anamnese und körperliche Untersuchung werden durch KJÄ bei minderjährigen Flüchtlingen regelhaft durchgeführt. Allerdings werden speziell fluchtrelevante Teilbereiche der Anamnese, apparative Untersuchungen und besondere Laboruntersuchungen seltener bzw. nur von einer Minderheit der behandelnden KJÄ durchgeführt. Als Barrieren der Umsetzung konnten sowohl strukturelle als auch finanzielle Ursachen identifiziert werden.

Diskussion

Vor dem Hintergrund anhaltend hoher Flüchtlingszahlen sind eine weitere Professionalisierung und Standardisierung der Versorgung wünschenswert. Eine deutliche Mehrheit der teilnehmenden KJÄ befürwortet die Entwicklung eines standardisierten Untersuchungsprogramms für minderjährige Flüchtlinge.
Anhänge
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Fußnoten
1
In dem folgenden Artikel wird die Bezeichnung „Flüchtling“ als Überbegriff für alle sich in Deutschland aufhaltenden Personen verwendet, die sich im Asylprozess befinden und daher bei einer Behörde registriert sind.
 
2
Hepatitis C: Flüchtlinge mit Herkunft aus Ländern mit hoher Inzidenz, z. B. Afrika, Naher und Mittlerer Osten, Osteuropa. Schistosomiasis: Flüchtlinge aus Endemiegebieten, insbesondere Subsahara-Afrika und Gebiete entlang des Nils. HIV: Flüchtlinge mit Herkunft aus Ländern mit hoher Inzidenz, z. B. Subsahara-Afrika, Osteuropa.
 
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Metadaten
Titel
Versorgung von minderjährigen Flüchtlingen in Deutschland
Eine Umfrage in der ambulanten Kinder- und Jugendmedizin
verfasst von
Sandro Stehle
Dominik Ewald
Ulrich Fegeler
Folkert Fehr
Jakob Maske
Christine Wolff
PD Dr. med. Johannes Pfeil
Publikationsdatum
08.05.2023
Verlag
Springer Medizin
Schlagwörter
Pädiatrie
Pflege
Erschienen in
Monatsschrift Kinderheilkunde / Ausgabe 4/2024
Print ISSN: 0026-9298
Elektronische ISSN: 1433-0474
DOI
https://doi.org/10.1007/s00112-023-01758-y

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