Erschienen in:
01.10.2005
Schütteltrauma
verfasst von:
Prof. Dr. E. Tutsch-Bauer, H. J. Meyer, F. Monticelli
Erschienen in:
Rechtsmedizin
|
Ausgabe 5/2005
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Subdurale und subarachnoidale Blutungen in Kombination mit Retinahämorrhagien bei einem Säugling sind richtungsweisend für die Verdachtsdiagnose „Schütteltrauma“ („shaken baby syndrome“, SBS). Auslösende Ursache hierfür ist ein heftiges Schütteln des Säuglings, wobei der im Verhältnis zum Körper schwere, noch instabile Kopf ungeschützt Scherkräften infolge von Ak- und Dezeleration ausgesetzt wird. Das klinische Bild ist gekennzeichnet durch Lethargie, epileptische Anfälle, muskuläre Hyper- und Hypotonie, Erbrechen sowie Atemunregelmäßigkeiten bis hin zur Apnoe. Bei tödlichen Verläufen ist die Todesursache nach SBS ein malignes Hirnödem. Differenzialdiagnostisch müssen Stürze auch aus geringer Höhe, vorbestehende internistische Erkrankungen wie Infektionen, systemische metabolische Erkrankungen und Gerinnungsstörungen ausgeschlossen werden. Die gutachterliche Qualifikation „Schütteltrauma“ sollte, da in der Regel wenige Monate alte Säuglinge betroffen sind, die möglichst lückenlose Kenntnis des Geburtsverlaufes, der bis zum Auffälligwerden des Säuglings dokumentierten Entwicklung bzw. einer etwaigen Krankenvorgeschichte umfassen sowie eine kritische Würdigung der angeblichen vorfallskausalen Umstände beinhalten.