Erschienen in:
01.12.2013 | Kasuistiken
Mumie ohne Geheimnisse – Identifizierung, Eingrenzung der Liegezeit und Nachweis von Morphin
Fall von Mumifikation in häuslicher Umgebung
verfasst von:
Dipl.-Biol. J. Nowotnik, D. Rentsch, A. Bittorf, I. Lindner, A. Büttner
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 6/2013
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Zusammenfassung
Beschrieben wird ein Todesfall mit natürlicher Mumifikation aus dem Jahr 2010. Es handelt sich um einen männlichen, zum Todeszeitpunkt 25 Jahre alten Drogenkonsumenten, der kurz nach seiner Entlassung aus einer 11-monatigen Haft verstarb und nach etwa 2-jähriger Liegezeit in seiner Wohnung aufgefunden wurde. Bei der Leichenschau fanden sich fortgeschrittene Skeletierungs – und Mumifizierungserscheinungen. Die Obduktion zeigte, neben der nahezu vollständigen Trocknung und zundrigem Zerfall der parenchymatösen Organe, eine überraschend gut erhaltene Oberschenkelmuskulatur. Im Rahmen der Todesursachenermittlung wurde auch ein umfangreiches Drogen- und Medikamentenscreening an Haaren, Leber, Oberschenkelmuskel, Niere, Femur und Knochenmark durchgeführt. Die toxikologischen Befunde erbrachten den Nachweis von Morphin (0,41 ng/mg im Haar; 0,05 µg/g im Muskel; 1,95 µg/g in Leber; 0,54 µg/g in Niere; 70 ng/g im Femur; 7,57 ng/g im Knochenmark), 6-Acetylmorphin (0,15 ng/mg im Haar) und Codein (0,05 ng/mg im Haar; 0,01 µg/g im Muskel) als Folge eines Heroinkonsums. Aus den ermittelten Konzentrationen im Untersuchungsgut ergaben sich Hinweise auf eine letal verlaufende Heroinintoxikation. Die Verteilungsverhältnisse der Konzentrationen konnten ferner zur Klärung des Todesgeschehens beitragen. Sowohl der Erhaltungszustand des Leichnams als auch der Untersuchungsumfang und die Ergebnisse machen diesen Fall ebenso berichtenswert wie die Rarität vergleichbarer Fälle.