Erschienen in:
01.12.2014 | Originalarbeit
Manualorientierte psychodynamische Therapie
Methodische Einführung, Diskussion und Beispiele am Modell der Angststörungen
verfasst von:
Prof. Dr. Sven Olaf Hoffmann
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
|
Ausgabe 4/2014
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Zusammenfassung
Therapiemanuale stammen aus der Forschung. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Varianz in der Anwendungspraxis eines bestimmten Therapieverfahrens überraschend hoch war, wuchs das Anliegen, zumindest im Rahmen der Forschung von einer besseren Vergleichbarkeit auszugehen. So entstanden so genannte Manuale, in denen festgehalten wurde, was der Behandler tut oder tun soll, will er die Therapie anwenden, die er anzuwenden meint. Als deutlich wurde, dass nicht alle Behandler sich auch an das halten, was in den Manualen vorgegeben wird, wurde ein nächster Schritt erforderlich: die Überprüfung der Manualtreue („treatment fidelity“, „manual adherence“). Um diese zu erfassen, raten neutrale Beobachter anhand von (früher) Tonbändern oder (heute) Videoaufnahmen, in welchem Ausmaß die Therapie im Sinne der Vorgabe verläuft. Manualtreue lässt sich naturgemäß am einfachsten raten, je konkreter die Behandlungsvorgaben ausformuliert sind (Manualschärfe). Es gibt also bei den Behandlungsvorgaben unterschiedliche Grade der Verbindlichkeit, und es gibt unterschiedliche Grade der Genauigkeit, mit der sie innerhalb bestimmter Behandlungssituationen umgesetzt werden. Anliegen dieses Beitrags ist es, zum Transfer in der Forschung gewonnener Ergebnisse in die Praxis beizutragen. Dazu werden Beispiele für die Therapie verschiedener Angsttypen ausgeführt. Erstmalig in deutscher Sprache wird das so genannte Vereinheitlichte Psychodynamische Therapieprotokoll für Angststörungen [VPP-Angst; Leichsenring und Salzer, Psychotherapy 51:224–245 (Advance online public. 10.1037/a0033815), 2013] vorgestellt. Die Besonderheit dieses Manuals liegt darin, dass seine einzelnen Schritte sich bei empirischer Prüfung als wirksam erwiesen haben. Alle vorgestellten Manuale dieses Beitrags basieren auf den von Luborsky (1984) eingeführten Principles of Psychoanalytic Psychotherapy.