Erschienen in:
01.10.2009 | Übersichten
Prävalenz und Risikofaktoren von Phantomschmerzen und Phantomwahrnehmungen in Deutschland
Eine bundesweite Befragung
verfasst von:
Dr. U. Kern, V. Busch, M. Rockland, M. Kohl, F. Birklein
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 5/2009
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Häufigkeit und Qualität von Phantomschmerzen (PSz) und Phantomgefühlen (PG) sollten in einer bundesweiten Befragung erhoben werden.
Material und Methoden
Mit Hilfe der Infrastruktur einer Prothesen produzierenden Firma und Presseaufrufen wurden 537 Amputierte erreicht und mittels Fragebogen befragt.
Ergebnisse
Den Fragebogen (62 Fragen) beantworteten 537 von 1088 Amputierten; 14,8% waren schmerzfrei; 74,5% hatten PSz, 45,2% Stumpfschmerz (SSz) und 35,5% eine Kombination davon. Schlafstörungen hatten 62,4% aller Amputierten, mit PSz sogar 77,3%, 66,8% der PSz-Patienten mit Durchschlafstörungen erwachten mehrfach. Überwiegende PSz-Qualitäten waren Brennen 13,6%, Krämpfe 15,3%, Stechen 23,4%; Elektrisieren 21%, Kribbeln 20,4%. Bei 73,4% war das Phantom spürbar, PG hierbei waren 66,8% beweglich, normal temperiert 64%, warm 19,5%, kalt 16,5%, nackt 35,9%, bekleidet 13,6%, nicht unangenehm 31,7%‚ gepresst 29,6%, verdreht 7,5%, aufgeblasen 5,8%. 35,7% der Patienten mit PG hatten diese betont ventral, 26,7% betont dorsal. Signifikant häufiger PSz bestand bei Anwesenheit von PG gegenüber deren Fehlen (p <0,0001), nicht jedoch in Abhängigkeit von der Art des PG oder demographischen Faktoren bzw. Amputationshöhe oder -seite. Die Wahrnehmung einer Prothese „als Fremdkörper“ war hochsignifikant öfter mit PSz assoziiert als beim Gefühl der „Verschmelzung mit dem Körper“ (p <0,0001).
Schlussfolgerung
Die vorliegende Untersuchung ist unseres Wissens die größte Phantomschmerzbefragung in Europa und belegt eine hohe Prävalenz und Ausprägung von PSz, ungewöhnlichen PG und amputationsbedingten Schlafstörungen. Bedeutung und Beeinflussbarkeit der oben genannten PG und Risikofaktoren müssen weiter erforscht werden.