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Erschienen in: Der Schmerz 5/2011

01.09.2011 | Originalien

Evaluation der „Initiative Schmerzfreie Klinik“ zur Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie

Eine prospektive kontrollierte Studie

verfasst von: D. Lehmkuhl, W. Meißner, Univ.-Prof. Prof. h.c. E.A.M. Neugebauer

Erschienen in: Der Schmerz | Ausgabe 5/2011

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Zusammenfassung

Fragestellung

Kann die postoperative Schmerztherapie durch die Implementierung der S3-Leitlinie zur Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen über das integrierte QM- Konzept Qualitätsmanagement Akutschmerz des Technischen Überwachungsvereins (TÜV)-Rheinland oder durch eine Teilnahme am Benchmarking-Projekt Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie (QUIPS) verbessert werden?

Methodik

Es wurde eine prospektive kontrollierte Studie (Prä-post-Design) an Kliniken verschiedener Versorgungsstufen durchgeführt. Es wurden 3 Klinikgruppen gebildet (n=17/7/3). Gruppe 1: Teilnahme am QUIPS-Projekt (intra- und interklinischer Vergleich von Patientenangaben zur postoperativen Schmerztherapie); Gruppe 2: Teilnahme am Qualitätsmanagement Akutschmerz (durch den TÜV-Rheinland zertifiziert); Gruppe 3: Kontrollgruppe – keine Beteiligung an einer der beiden Maßnahmen. In allen 3 Gruppen erfolgte eine anonymisierte Datenerhebung durch eine patientenbezogene Bewertung postoperativer Schmerzen, Nebenwirkungen, schmerzbedingten Beeinträchtigungen und Patientenzufriedenheit. Nur in Gruppe 2 erfolgte eine schmerztherapeutische Intervention durch ein ganzheitliches, integriertes Qualitätsmanagementkonzept (Zertifizierungsprojekt: Qualitätsmanagement Akutschmerz) mit einem Bündel an Maßnahmen zur Verbesserung der Struktur-, Prozess,- und Ergebnisqualität.

Ergebnisse

Die vom TÜV-Rheinland zertifizierten Kliniken (Gruppe 2) verbesserten sich im Prä-Post-Vergleich (vor vs. nach Zertifizierung) signifikant in den Bereichen Maximalschmerz auf der visuellen Analogskala (VAS) von 4,6 auf 3,7, Belastungsschmerz von 5,3 auf 3,9, schmerzbedingte Beeinträchtigungen (Patientenanteil mit schmerzbedingter Beeinträchtigung in Mobilität und Bewegung von 26,0 auf 16,1%; Husten und Luftholen von 23,1 auf 14,3% und Patientenzufriedenheit von 13,2 auf 13,7; Skala: 0 völlig unzufrieden – 15 sehr zufrieden). Die Teilnahme an QUIPS zeigte über einen Betrachtungszeitraum von 2 Jahren ebenfalls eine signifikante Verbesserung beim Belastungsschmerz (numerische Rating-Skala, NRS, 4,5 auf 4,2), bei den schmerzbedingten Beeinträchtigungen (Husten und Luftholen von 28 auf 23,6%) und der Patientenzufriedenheit (von 11,9 auf 12,4). Die postoperative Übelkeit und das Erbrechen konnte mit keiner der Maßnahmen signifikant verbessert werden.

Schlussfolgerungen

Das Hauptziel der Zertifizierungsmaßnahme Qualitätsmanagement Akutschmerz, über die eine Implementierung der S3-Leitlinie zur Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen erfolgte, führte zu einer signifikanten Verbesserung der Ergebnisqualität aus Patientenperspektive. Die Teilnahme an QUIPS ist eine ideale Ergänzung zu diskontinuierlichen Zertifizierungsmaßnahmen und kann als Benchmarking-Instrument zur Evaluation der Ergebnisqualität empfohlen werden.
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Metadaten
Titel
Evaluation der „Initiative Schmerzfreie Klinik“ zur Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie
Eine prospektive kontrollierte Studie
verfasst von
D. Lehmkuhl
W. Meißner
Univ.-Prof. Prof. h.c. E.A.M. Neugebauer
Publikationsdatum
01.09.2011
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Der Schmerz / Ausgabe 5/2011
Print ISSN: 0932-433X
Elektronische ISSN: 1432-2129
DOI
https://doi.org/10.1007/s00482-011-1054-z

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