Erschienen in:
01.09.2013 | Originalien
Pfade in der orthopädischen Schmerzversorgung
Soziologische Untersuchungen zum Schmerzhandeln
verfasst von:
Prof. Dr. G. Göckenjan, S. Dreßke, O. Pfankuch
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 5/2013
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Zusammenfassung
Hintergrund
Es werden Versorgungspfade von Schmerzpatienten in der orthopädischen Versorgung anhand von Fallbeispielen untersucht. Verfolgt wird dabei die Frage, warum Schmerzpatienten häufig dauerhaft in der Schmerzmedizin verbleiben und andere Patienten mit ähnlichen Schmerzreporten nicht.
Material und Methoden
Auf der Basis von insgesamt 134 qualitativen Interviews werden Versorgungspfade orthopädischer Schmerzpatienten mit Rückenbeschwerden in unterschiedlich medikalisierten Versorgungssituationen und von Personen mit Rückenbeschwerden aus der Allgemeinbevölkerung untersucht.
Ergebnisse
Die jeweiligen Versorgungspfade sozialisieren ihre Patienten. Je nach Versorgungsmilieu trainieren Patienten Rechte und Pflichten und habitualisieren typische Schmerzumgangsformen in den medizinischen und in den familiären Arrangements. Im Versorgungsverlauf formulieren Patienten ihre Interessen und vereinbaren die unterschiedlichen Handlungsanforderungen, wodurch sie sich zunehmend mit dem Versorgungspfad identifizieren.
Schlussfolgerungen
Über den Versorgungspfad steuern sich Schmerzverständnis und Schmerzumgangsformen der Patienten als keineswegs immer bewusster und reflektierter Prozess. Als nicht intendierte Folge entsteht ein Schmerzhandeln, das Patienten stabil in das Versorgungsmilieu integriert und nicht aus diesem entlässt. Schmerzpatienten und ihre Ärzte, so ließe sich sagen, sind in solchen Fällen in einer Schmerzfalle gefangen.