Erschienen in:
01.12.2013 | Originalien
Familiäre finanzielle Belastung durch chronische Schmerzen im Kindes- und Jugendalter
Selbsteinschätzung der Krankheitskosten für betroffene Familien vor und nach einer stationären interdisziplinären Schmerztherapie
verfasst von:
A. Ruhe, M. Sc. Public Health, J. Wager, P. Schmidt, B. Zernikow
Erschienen in:
Der Schmerz
|
Ausgabe 6/2013
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Chronische Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen führen zu einer hohen Inanspruchnahme des Gesundheitssystems und verursachen damit einhergehend erhebliche Kosten. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, die ökonomischen Auswirkungen chronischer Schmerzen im Kindes- und Jugendalter aus Sicht betroffener Familien darzustellen.
Material und Methoden
Die Eltern von 101 chronisch schmerzkranken Kindern wurden 6 Monate vor sowie 6 und 12 Monate nach einer 3-wöchigen stationären interdisziplinären Schmerztherapie mithilfe eines standardisierten Kostenfragebogens zu folgenden Parametern befragt: Inanspruchnahme medizinischer und sozialer Leistungen durch das Kind; subjektive finanzielle Belastung; Art und Höhe direkter Kosten.
Ergebnisse
Während der 6 Monate vor einer stationären interdisziplinären Schmerztherapie nehmen die Kinder und Jugendlichen im Median 4 verschiedene Leistungen in Anspruch. Im Anschluss an die Therapie reduziert sich die Leistungsinanspruchnahme signifikant (p < 0,001). Ein Fünftel der Eltern empfindet die Situation vor der stationären Schmerztherapie als finanziell hoch bis sehr hoch belastend. Den betroffenen Familien entstehen während der 6 Monate vor der Therapie direkte Kosten am häufigsten durch Fahrtwege (86 %) und Arzneimittel (60 %). Im Anschluss an die Therapie nimmt die finanzielle Belastung signifikant ab (p < 0,001). Auch die Häufigkeit zusätzlicher Ausgaben reduziert sich im Anschluss an die stationäre Schmerztherapie: Die Eltern berichten v. a. seltener von zusätzlichen Fahrtkosten oder Ausgaben für Arzneimittel (jeweils p < 0,001).
Schlussfolgerung
Die vorliegende Studie unterstreicht die ausgeprägte Inanspruchnahme von Leistungsanbietern des Gesundheits- und Sozialwesens durch Familien mit Kindern mit chronischen Schmerzen. Für die Zukunft wäre es wünschenswert, angemessene Diagnostik- und Therapiestandards einzusetzen, die dazu beitragen, unnötige und teure Maßnahmen zu vermeiden.