Erschienen in:
01.04.2016 | Schielen | Leitthema
Möglichkeiten und Grenzen des Amblyopiescreenings mit Autorefraktometern
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 4/2016
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Zusammenfassung
Bei einer Amblyopie handelt es sich mit einer Prävalenz von 3–6 % um eine häufige Sehstörung, bei der eine frühe Therapie effektiver ist. Weiterhin ist über die Hälfte aller Amblyopien refraktionsbedingt, sodass sie nicht durch einen großen Schielwinkel oder Augenveränderungen auffallen. Somit sind Früherkennungsuntersuchungen sinnvoll. Leider sind augenärztliche Vorsorgeuntersuchungen in Zykloplegie in Deutschland nicht flächendeckend etabliert, obwohl Screeninguntersuchungen auf Refraktionsfehler mit Brückner-Test oder Autorefraktometer in den ersten 3 Lebensjahren sehr hilfreich wären. Hierbei sollten, um eine Überversorgung mit Brillen zu vermeiden, durch entsprechend hoch gewählte Überweisungskriterien insbesondere Kinder mit hohen Ametropie-Risikofaktoren einer vollständigen ophthalmologisch und orthoptischen Untersuchung mit Zykloplegie zugeführt werden. Milde Amblyopien durch grenzwertige Refraktionsfehler können ab 3 Jahre mit einer Visusprüfung aufgedeckt und bis zur Einschulung gut therapiert werden. Trotz guter Sensitivität und Spezifität von ca. 90 % ergibt das Refraktionsscreening mit handgehaltenen binokular messenden Videorefraktometern bei einer Prävalenz der Amblyopie von 6 % einen positiven Vorhersagewert von 30 %, was noch als akzeptabel zu werten ist. Als alleinige Screeninguntersuchung für alle Formen der Amblyopie sind Untersuchungen mit dem Autorefraktometer nicht ausreichend, da sie zwar auch Medientrübungen gut detektieren, aber kleinwinkliges Schielen bis 6° nicht zuverlässig genug erkennen. Liegen weitere Risikofaktoren wie ein nicht erkannter Lang-Stereotest als Hinweis auf Strabismus, Auffälligkeiten der Augen, eine Ptosis, eine Entwicklungsverzögerung oder eine positive Familienanamnese vor, ist eine vollständige augenärztlich-orthoptische Untersuchung mit Zykloplegie notwendig.