Erschienen in:
12.04.2016 | Marfan-Syndrom | Stand der Wissenschaft
Molekulare Mechanismen von Aortenerkrankungen
verfasst von:
M. Zaradzki, K. Kallenbach
Erschienen in:
Zeitschrift für Herz-,Thorax- und Gefäßchirurgie
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Ausgabe 3/2016
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Zusammenfassung
Aortenerkrankungen sind komplexe und herausfordernde chirurgische Krankheitsbilder, deren molekulare Grundlagen immer noch erforscht werden. Die häufigsten Aortopathien sind Aneurysmen der abdominellen und der thorakalen Aorta. Für beide Krankheitsbilder ist die einzige lebensverlängernde Therapie die chirurgische bzw. endovaskuläre Intervention. Um einen kausalen Therapieansatz zu ermöglichen, ist es essenziell, die molekularen Mechanismen dieser Aortopathien zu ergründen. Im vorliegenden Beitrag werden die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse hierzu skizziert. Häufige Ursachen für thorakale Aortenaneurysmen sind syndromale (z. B. Marfan-Syndrom) und nichtsyndromale (z. B. ACTA-2-Mutationen, bikuspidale Aortenklappen) Erkrankungen. Bei beiden finden sich die für eine Aneurysmabildung ursächlichen Faktoren in den lamellaren Einheiten der Aorta. Hier spielen sich alle Prozesse ab, die für die Stabilität der Aortenwand verantwortlich sind, z. B. Auf- und Abbau der Extrazellularmatrix oder Signalkaskaden in den aortalen glatten Muskelzellen. Bei den syndromalen Bindegewebserkankungen sind für das Marfan-Syndrom Mutationen im Fibrillin-1-Gen und eine Dysregulation der „Transforming-growth-factor“(TGF)-β-Signalkaskade sowie für das Loeys-Dietz-Syndrom Mutationen im TGF-β-Rezeptor ursächlich. Eine genetische Komponente bikuspidaler Aortenklappen wird ebenso diskutiert wie die mechanische Schädigung der Aortenwand durch eine veränderte Zirkulation. Die nichtsyndromalen familiären Aortenaneurysmen weisen verschiedene genetische Komponenten auf. Daher zielen die meisten experimentellen, kausalen Therapien auf die Kontrolle der dysregulierten TGF-β-Signalkaskade ab. Die vielversprechendsten Optionen sind Sartane, Statine und Tetrazykline.