Erschienen in:
11.10.2018 | Hüftdysplasie | Leitthema
Natürlicher Verlauf bei Hüftdysplasie und Operationsergebnisse
Wie ist die Evidenz?
verfasst von:
Prof. Dr. K. P. Günther, J. Goronzy, L. Franken, A. Hartmann, F. Thielemann
Erschienen in:
Arthroskopie
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Ausgabe 4/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Prävalenz der Hüftdysplasie liegt in epidemiologischen Studien zwischen 1 und 20 %. Die damit verbundene Deformität gilt als Risikofaktor für sekundäre Koxarthrosen.
Fragestellung
Wie ist der natürliche Verlauf einer Hüftdysplasie und welche Kofaktoren beeinflussen ihn? Wie erfolgreich sind operative Korrekturmaßnahmen?
Material und Methoden
Die in der Literatur bis 2018 publizierten Untersuchungen zum natürlichen Verlauf der Hüftdysplasie und die wichtigsten operativen Behandlungsverfahren wurden analysiert.
Ergebnisse
In der überwiegenden Mehrzahl der publizierten Studien zeigt sich ein Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer Hüftdysplasie und der Entstehung einer Koxarthrose. Je kleiner die Überdachung und je ausgeprägter die Subluxation, desto höher ist das Arthroserisiko. Die Ergebnisse korrigierender Beckenosteotomien sind hinsichtlich Langzeitüberleben und Funktionsverbesserung mittlerweile sehr gut, wenn sie auf Fälle mit guter Gelenkkongruenz im jüngeren/mittleren Lebensalter ohne relevante Arthrose begrenzt werden. Zusätzliche Deformitäten (z. B. Cam-Deformität oder femorale Torsionsfehler) sind mitzubehandeln und eine optimale Reorientierung des Pfannenfragments zu beachten. Zur isoliert arthroskopischen Behandlung einer „Borderline-Dysplasie“ gibt es aktuell nur wenige Untersuchungen mit kleinen Patientengruppen und kurzen Beobachtungszeiten.
Diskussion
Die Bedeutung der Hüftdysplasie als Risikofaktor für sekundäre Koxarthrosen wie auch die guten Ergebnisse von reorientierenden Beckenosteotomien rechtfertigen eine Korrektur bei Beachtung der identifizierten Indikationskriterien. Aufgrund eines zwar geringen, aber relevanten Komplikationspotenzials werden diese Eingriffe dennoch nicht bei beschwerdefreien Patienten im Erwachsenenalter empfohlen. Vermutlich relevante Kofaktoren sind wichtig für die Abschätzung des natürlichen Verlaufs wie auch die Indikationsstellung zur operativen Korrektur.