Erschienen in:
01.11.2006 | Allgemeinanästhesie
Nutzen der perioperativen β-Blockade
Kritische Bewertung aktueller Metaanalysen
verfasst von:
R. Strametz, Prof. Dr. B. Zwissler
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 11/2006
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Zusammenfassung
Hintergrund
Der Nutzen perioperativ verabreichter β-Blocker bei nichtkardiochirurgischen Eingriffen wird nach wie vor kontrovers diskutiert. In zahlreichen Einzelstudien konnten keine signifikanten Vor- oder Nachteile auf Grund niedriger Ereignisraten und kleiner Fallzahlen festgestellt werden.
Methoden
Im Juli 2005 publizierten McGory et al. und Devereaux et al. fast zeitgleich 2 Metaanalysen zur Frage nach dem Nutzen perioperativer β-Blockade bei nichtkardiochirurgischen Operationen; im Februar 2006 folgte hierzu eine weitere Metaanalyse der Gruppe um Schouten et al. Die vorhandene Evidenzlage wird um die ebenfalls im Juli 2005 veröffentlichte Publikation von Lindenauer et al. ergänzt. Die genannten Studien werden in der vorliegenden Arbeit systematisch analysiert und bewertet.
Ergebnisse
McGory et al. berechnen als einzige eine signifikante Reduktion kardiovaskulärer Letalität durch perioperative β-Blockade; dieses Ergebnis ist jedoch auf Grund erheblicher methodischer Schwächen der Arbeit sehr kritisch zu werten. Die Publikationen von Devereaux et al. und Schouten et al., Letztere ebenfalls mit deutlichen methodischen Mängeln, können die signifikanten Ergebnisse von McGory et al. bezüglich kardiovaskulärer Letalität nicht bestätigen.
Schlussfolgerung
Bis zum jetzigen Zeitpunkt reicht die vorhandene Evidenz noch nicht aus, um einen signifikanten Überlebensvorteil durch den perioperativen Einsatz von β-Blockern bei nichtkardiochirurgischen Operationen zu beweisen. Es gibt jedoch deutliche Hinweise darauf, dass Hochrisikopatienten tendenziell von diesem Therapieansatz profitieren, während Nichtrisikopatienten damit potenziell eher geschadet wird. Die Tatsache, dass im vorliegenden Fall 3 Metaanalysen mit praktisch identischer Fragestellung und identischem Untersuchungszeitraum unterschiedliche Ergebnisse erbracht haben, unterstreicht einmal mehr die Notwendigkeit, auch Metaanalysen einer strikten Qualitätskontrolle zu unterziehen.