Erschienen in:
01.07.2009 | Übersichten
Off-Label-Use von Psychopharmaka in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Ein andauerndes ethisches, medizinisches und rechtliches Problem
verfasst von:
M. Kölch, M. Allroggen, J.M. Fegert
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 7/2009
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Zusammenfassung
Der Einsatz von Psychopharmaka im Rahmen des Off-Label-Use stellt weiterhin ein Problem in der Kinder- und Jugendpsychiatrie dar. Außer den Stimulanzien und Atomoxetin für die Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung besitzen die meisten Psychopharmaka keine Zulassung für den Einsatz bei Minderjährigen. Dadurch ergeben sich sowohl Probleme bezüglich der Pharmakosicherheit und der Beurteilung der Wirksamkeit als auch rechtliche Probleme, etwa was die Kostenerstattung durch Krankenkassen oder Haftungsfragen angeht. In der Zukunft sind zwar bei den atypischen Neuroleptika in den USA und konsekutiv auch in Europa Zulassungen für Minderjährige zu erwarten, jedoch zeitnah zum Teil nur für die Indikation der bipolaren Störung („childhood bipolar“, angelehnt an DSM-IV). Diese Diagnose wird aufgrund unterschiedlicher ätiologischer Auffassungen und unterschiedlicher Klassifikationssysteme in Deutschland kaum bei Minderjährigen vor der Pubertät gestellt. Allerdings werden die nämlichen Zielsymptome, Impulsivität und Aggressivität, sowohl in den USA als auch in Europa mit Neuroleptika behandelt. Während nach wie vor Therapiealternativen mit Neuroleptika dringend für schizophrene Störungen und Impulskontrollstörungen nötig wären, wird sich nur schleppend eine verbesserte Versorgung Minderjähriger mit zugelassenen Neuroleptika in den in Europa üblichen Indikationsbereichen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ergeben.