Erschienen in:
04.03.2019 | Operationen am Rückenmark | Originalien
Anschlusssegmentdegenerationen nach Wirbelkörperfrakturen beim Querschnitt
verfasst von:
Dr. L. Homagk, J. Henneberger, G. O. Hofmann
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 11/2019
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Zusammenfassung
Die Auswirkungen verschiedener Spondylodesearten bei Wirbelkörperfrakturen auf die Anschlusssegmente wurden in der Literatur zahlreich diskutiert, jedoch nicht für Patienten mit traumatisch bedingter Querschnittlähmung. Ziel dieser Untersuchung war, die Rolle der Anschlusssegmentdegenerationen (ASD) bei wirbelkörperfrakturbedingter traumatischer Querschnittlähmung herauszuarbeiten und zu klären, ob einseitige oder kombinierte Spondylodeseverfahren einen Einfluss auf die Degenerationen im Anschlusssegment kranial und kaudal der Versorgung haben. In Form einer retrospektiven Längsschnittstudie wurden 111 querschnittgelähmte Patienten nachbeobachtet. Die Beurteilung der ASD erfolgte mittels konventioneller Röntgenbilder und MRT-Aufnahmen jeweils kranial und kaudal der Spondylodese: Ventrale Spondylophyten, Zwischenwirbelraum, Bandscheibensignal im MRT, Retrospondylophyten, Facettengelenksarthrose, Brückenbildung, Kalzifizierung des Ligamentums longitudinale anterius wurden erfasst. Ferner wurden die Klassifikationen der ASIA Impairment Scale und des Spinal Cord Independence Measure Version 3 verwendet. Die 4‑Jahres-Inzidenz der radiologisch nachweisbaren ASD lag bei 3–12 %. Die Mehrheit der ASD wurde im kranialen Anschlusssegment der Wirbelkörperfusion beobachtet. Die dorsoventrale Spondylodese zeigte die geringsten Auswirkungen auf die Anschlusssegmente. Schlussfolgernd wird bei traumatisch Querschnittgelähmten ein Konzept der zeitnahen und kurzstreckigen dorsoventralen Versorgung in einem interdisziplinären Querschnittzentrum empfohlen. Inwieweit der natürliche Degenerationsprozess im Anschlusssegment eine Rolle spielt und durch die iatrogene Manipulation aufgrund der Wirbelkörperstabilisierung beeinflusst wird, bleibt unklar. Deshalb sollten Strategien zur ASD-Verminderung weiter fortgeschrieben werden, um den bestmöglichsten Behandlungserfolg mit dem geringsten zusätzlichen Grad einer Beeinträchtigung für diese spezielle Patientengruppe zu erzielen.