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Erschienen in: Forum der Psychoanalyse 1/2018

04.09.2017 | Psychoanalyse | Forschungsforum

Patientencharakteristika in psychoanalytischen Ausbildungsambulanzen und Praxen

verfasst von: Miriam Henkel, Johannes Zimmermann, Dorothea Huber, Jörg Frommer, Hermann Staats, Cord Benecke

Erschienen in: Forum der Psychoanalyse | Ausgabe 1/2018

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Zusammenfassung

Es wird häufig angenommen, dass sich Patienten psychoanalytischer Ambulanzen von denjenigen niedergelassener Psychoanalytiker unterscheiden: Ambulanzpatienten gelten als stärker beeinträchtigt, häufiger strukturell gestört, weniger gebildet und sozial weniger gut eingebunden. Im Rahmen der Praxisstudie der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft (DPG-Praxisstudie) wurden an elf Ambulanzen psychoanalytischer Ausbildungsinstitute und in Praxen kooperierender niedergelassener Psychoanalytiker Basisdaten von insgesamt 5908 Patienten erhoben. In der vorliegenden Arbeit werden diese Patienten anhand soziodemografischer und klinisch relevanter Maße beschrieben und die beiden Patientengruppen miteinander verglichen. Als Ergebnis zeigt sich, dass sowohl die Patienten psychoanalytischer Ambulanzen als auch diejenigen niedergelassener Psychoanalytiker sehr beeinträchtigt und behandlungsbedürftig waren; die Patientengruppen unterschieden sich dabei allerdings kaum. Die beschriebenen Vermutungen zu psychoanalytischen Ambulanzpatienten können demnach nicht bestätigt werden.
Fußnoten
1
Im Interesse einer besseren Lesbarkeit wird nicht ausdrücklich in geschlechtsspezifischen Personenbezeichnungen differenziert. Die gewählte männliche Form schließt eine adäquate weibliche Form gleichberechtigt ein.
 
2
Die Effektstärke (ES) ist ein standardisiertes statistisches Maß zur Quantifizierung der Größe eines beobachteten Effekts bzw. eines Unterschieds. Hier wurde die Formel von Hedges’ g verwendet (Hedges 1981; gepoolte Standardabweichung zur Standardisierung). Es zeigen ES >0,80 große Effekte an, ES zwischen 0,50 und 0,80 mittlere, ES zwischen 0,20 und 0,50 kleine, und ES <0,20 sind ohne praktische Bedeutsamkeit (Cohen 1988).
 
3
Dabei ist zu beachten, dass in einigen großen Instituten die Basisdokumentation in den Ambulanzen noch weitergeführt wurde, nachdem die Rekrutierung für die Verlaufsstudie dort schon eingestellt wurde. Daraus ergibt sich die große Zahl der Ambulanzpatienten mit Basisdokumentation im Vergleich zu den Verlaufsstudienpatienten.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Patientencharakteristika in psychoanalytischen Ausbildungsambulanzen und Praxen
verfasst von
Miriam Henkel
Johannes Zimmermann
Dorothea Huber
Jörg Frommer
Hermann Staats
Cord Benecke
Publikationsdatum
04.09.2017
Verlag
Springer Medizin
Schlagwort
Psychoanalyse
Erschienen in
Forum der Psychoanalyse / Ausgabe 1/2018
Print ISSN: 0178-7667
Elektronische ISSN: 1437-0751
DOI
https://doi.org/10.1007/s00451-017-0285-8

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