Erschienen in:
12.05.2016 | Pränatale und perinatale Diagnostik | Leitthema
Ethische Herausforderungen der neuen nichtinvasiven Pränataltestung
verfasst von:
Priv. Doz. Dr. med. Dagmar Schmitz
Erschienen in:
Die Gynäkologie
|
Ausgabe 6/2016
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die Einführung der neuen nichtinvasiven Pränataltestung (NIPT) stellt den bisher gültigen normativen Rahmen in doppelter Hinsicht infrage und verlangt nach einer professionsethischen Erweiterung. Zum einen bringt sie schon jetzt und voraussichtlich noch viel stärker in Zukunft eine neue Qualität an Herausforderungen an die Realisierung der reproduktiven Autonomie mit sich. Zum anderen verschiebt sich mit den erweiterten Möglichkeiten der NIPT die Zielsetzung der Diagnostik weg von reiner Informationsvermittlung und hin zu Therapie bzw. Prävention, was wiederum neue Fragen im Hinblick auf die Arzt-Patient-Interaktion im pränatalmedizinischen Kontext eröffnet. Auf struktureller Ebene ist daher eine Investition in die angemessene Fort- und Weiterbildung der anbietenden und beratenden Ärzte sowie in unabhängige Informationsquellen für die Schwangeren wie für die Ärzte angezeigt. Zusätzlich sollten finanzielle Barrieren im Zugang zur NIPT abgebaut werden. Aus professionsinterner Sicht muss eine Reevaluation der ärztlichen Verpflichtungen gegenüber der Schwangeren und dem zukünftigem Kind sowie im Anschluss eine Anpassung der klinischen Pfade im Umgang mit Pränataldiagnostik erfolgen.