Erschienen in:
01.11.2014 | Originalien
Psychiatrisch-psychotherapeutische Interventionen bei Mammakarzinompatientinnen
Ein Beitrag zur Konsiliarpsychiatrie
verfasst von:
PD Dr. M. Grube, H. Weigand-Tomiuk
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 11/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Psychosoziale Belastungen und psychopathologische Auffälligkeiten sind bei Karzinompatienten in einer Häufigkeit von 30–60 % zu erwarten. Diese können – neben der Einschränkung der Lebensqualität – für die weitere onkologische Behandlung bei reduzierter Therapieadhärenz einen negativen Effekt auf den tumorbiologischen Verlauf haben.
Material und Methode
Aufgrund dessen untersuchten wir die „Passung“ der unterschiedlichen konsiliarisch psychiatrisch-psychotherapeutischen Interventionen auf 4 aus den Items der psychoonkologischen Basisdokumentation faktorenanalytisch gewonnenen psychopathologischen Dimensionen und auf das mittels des Distressthermometers erhobenen subjektiven Stresserlebens in einer Gruppe von 141 nicht psychisch vorerkrankten stationär aufgenommenen Mammakarzinompatientinnen.
Ergebnisse
Es zeigte sich eine plausible „Passung“ der unterschiedlichen psychiatrisch-psychotherapeutischen Interventionsebenen bezogen auf die psychopathologischen Dimensionen und das subjektive Stresserleben. Interventionsvariablen konnten identifiziert werden, die mit einer Verbesserung der psychischen Befindlichkeit assoziiert waren. Eine gebesserte oder zumindest gleich bleibende psychische Befindlichkeit war mit der onkologischen Therapieadhärenz verknüpft. Zusätzlich zeigte sich, dass das eingesetzte Interventionsangebot auch im Bereich normaler Verarbeitungen wie Trauerreaktionen zu verbesserter psychischer Befindlichkeit beitragen konnte.
Schlussfolgerungen
Trotz methodischer Einschränkungen trägt unsere Untersuchung dazu bei, relevante psychopathologische Syndrome in einer Gruppe nicht psychiatrisch vorerkrankter Mammakarzinompatientinnen sowie die Passung konsiliarischer psychiatrisch-psychotherapeutischer Interventionen und deren Wirksamkeit zu beschreiben. Zusätzlich bestätigt unsere Untersuchung die Annahme, dass die Stabilisierung der psychischen Verfassung dazu beitragen kann, Behandlungsabbrüche zu vermeiden und somit „indirekte“ negative Einflüsse der psychischen Befindlichkeit auf den tumorbiologischen Verlauf zu minimieren.