Erschienen in:
01.01.2018 | Psychotherapie | Originalien
Einstellungen gegenüber Psychotherapie in Südkorea und Deutschland
Eine kulturvergleichende Studie
verfasst von:
Prof. Dr. W. Schulz, M. A. Shin, G. Schmid-Ott
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 1/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Aufgrund der geringen Verbreitung von Psychotherapie in Südkorea und vor dem Hintergrund kollektivistischer und konfuzianischer Wertvorstellungen wurde vermutet, dass Südkoreaner eine negativere Einstellung gegenüber der Psychotherapie haben als Deutsche und dass die gesellschaftliche Akzeptanz geringer ist.
Methodik
Mithilfe des Fragebogens zur Einstellung gegenüber Inanspruchnahme psychotherapeutischer Hilfe (FEP) wurden 99 südkoreanische Frauen mit 98 deutschen Frauen verglichen. Für die Untersuchung der südkoreanischen Stichprobe wurde der FEP ins Koreanische übersetzt.
Ergebnisse
Die psychometrische Überprüfung spricht weitgehend für die Güte der südkoreanischen Version des FEP. Die südkoreanischen Frauen zeigten im Vergleich zu den deutschen Frauen eine deutlich negativere Einstellung gegenüber der Psychotherapie. Weiterhin ist die antizipierte gesellschaftliche Akzeptanz bei ihnen geringer.
Diskussion
Die vorgestellten Ergebnisse sprechen für die Bedeutung kultureller Prägungen in der Psychotherapie. Diskutiert werden sie unter Berücksichtigung kulturspezifischer Selbst- und Krankheitskonzepte und Hilfserwartungen sowie der Zunahme individualistischer Wertvorstellungen in der koreanischen Gesellschaft.