Erschienen in:
01.07.2011 | Leitthema
Resektionsausmaß bei neuroendokrinen Tumoren des Dünndarms
verfasst von:
Prof. Dr. T.J. Musholt
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 7/2011
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Zusammenfassung
Neuroendokrine Neoplasien des Dünndarms wurden in den vergangenen 35 Jahren zunehmend häufiger diagnostiziert, sodass ihr Anteil an der Gesamtheit der gastrointestinalen Neoplasien derzeit etwa 2% beträgt. Während diese Tumoren in der Vergangenheit überwiegend im Rahmen eines Notfalleingriffs oder im Sinne eines CUP (Tumor mit unbekanntem Primarius) bei Vorliegen einer Lebermetastasierung auffällig wurden, wird durch die wachsende Sensibilisierung der Ärzteschaft und dank verbesserter Nachweisverfahren die Diagnose zunehmend früher gestellt. Das klassische Karzinoidsyndrom mit Flush, Diarrhöen und kardialer Beteiligung liegt nur bei 20–30% der Patienten vor. Seine Folgeerscheinungen erfordern eine besondere präoperative Vorbereitung und insbesondere Abklärung der kardialen Leistungsfähigkeit.
Prospektive Studien zur Effektivität chirurgischer Therapiekonzepte bei neuroendokrinen Neoplasien des Dünndarms fehlen bislang. Retrospektive Serien zeigen jedoch, dass eine kurative, aber auch palliative Resektion des Primärtumors die Prognose und Lebensqualität verbessern. Entscheidend ist neben der limitierten Resektion des Dünndarms zur Vermeidung eines Kurzdarmsyndroms die effektive systematische Lymphadenektomie. Bei Tumoren des terminalen Ileums erfordert dies in der Regel eine Dissektion der Lymphknoten rechts der A. ileocolica, sodass eine Kombination aus Dünndarm- und Dickdarmresektion im Sinne einer Ileozökalresektion oder Hemikolektomie rechts notwendig ist. Bei Tumoren des mittleren Ileums und distalen Jejunums erfolgen die keilförmige Resektion des Dünndarmmesos und eine Erweiterung der Lymphadenektomie auf die angrenzenden Segmente unter Erhalt der Vaskularisation.