Erschienen in:
26.07.2016 | Schielen | Originalien
Bilaterale kongenitale Katarakt: Klinische und funktionelle Ergebnisse in Abhängigkeit vom Operationszeitpunkt
verfasst von:
PD. Dr. Dr. habil. C. Kuhli-Hattenbach, M. Fronius, T. Kohnen
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 3/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Über den optimalen Zeitraum für die operative Therapie der bilateralen kongenitalen Katarakt besteht noch immer kein Konsens.
Ziel der Arbeit
Wir untersuchten, ob langfristig klinische und funktionelle Unterschiede nach operativer Behandlung der bilateralen kongenitalen Katarakt in Abhängigkeit vom Operationszeitpunkt vor oder nach der 10. Lebenswoche bestehen.
Methodik
Wir werteten retrospektiv die Daten von 52 Augen (26 Kinder) aus, die aufgrund einer bilateralen kongenitalen Katarakt mit einer Linsenablassung ohne Linsenimplantation behandelt worden waren. 16 Augen waren innerhalb der ersten 10 Wochen (Gruppe A) und 36 Augen nach der 10. Lebenswoche (Gruppe B) bis zum 12. Monat operiert worden. Primäre Zielgröße war die Prävalenz einer leichten, mittleren oder tiefen Amblyopie im besseren Auge bezogen auf den entsprechenden Normalvisus nach durchschnittlich 59,7 ± 43,2 Monaten. Sekundäre Zielgrößen waren die interokuläre Visusdifferenz, Strabismus, Nystagmus, Nachstar und Aphakieglaukom.
Ergebnisse
In beiden Gruppen zeigte sich eine vergleichbare Prävalenz der verschiedenen Amblyopiestufen. 62,5 % (A) bzw. 61,1 % (B) der Kinder erzielten einen altersentsprechenden Visus oder lediglich eine leichte Amblyopie. Kinder, die zum Zeitpunkt der Operation älter als 10 Wochen waren, wiesen signifikant häufiger einen Strabismus auf (p = 0,03). Ein Aphakieglaukom war signifikant häufig mit einer Operation innerhalb der ersten 14 Lebenswochen assoziiert. Ein Nachstar wurde ausschließlich nach einer Operation innerhalb der ersten 20 Lebenswochen beobachtet.
Diskussion
Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Operationszeitpunkt der bilateralen kongenitalen Katarakt innerhalb der ersten 10 Wochen nicht mit einer niedrigeren Amblyopiehäufigkeit einhergeht. Als Ursache muss ein erhöhtes Risiko für visusbeeinträchtigende Komplikationen wie Nachstar und Aphakieglaukom diskutiert werden. Somit ist die intensive und engmaschige Nachsorge insbesondere bei den zu einem früheren Zeitpunkt operierten Kindern essenziell. Die höhere Prävalenz eines postoperativen Strabismus nach später Operation lässt vermuten, dass die Beeinträchtigung des binokularen Seheindrucks mit dem Risiko eines sensorischen Strabismus assoziiert ist.