Erschienen in:
01.10.2018 | Triage | Originalien
Selbsteinschätzung der Behandlungsdringlichkeit bei Vorstellung in einer neurologischen Notfallambulanz
Ergebnisse einer Patientenbefragung
verfasst von:
L. Harenberg, Dr. H. M. Oßwald, Dr. H. Jaschonek, Prof. Dr. S. Nagel
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 2/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Der Anteil an neurologischen Patienten sowie die absoluten Patientenzahlen in Notambulanzen der deutschen Krankenhäuser sind steigend.
Fragestellung
Wir präsentieren Ergebnisse einer Umfrage unter Patienten einer spezialisierten neurologischen Notambulanz mit der Frage, ob sich die Selbsteinschätzung der Behandlungsdringlichkeit der Patienten mit der Priorisierung der Ärzte deckt.
Methodik
Im Rahmen einer prospektiven Studie zur Validierung eines neuen und speziellen neurologischen Triagesystems wurden über einen Zeitraum von 3 Monaten (10/2015 bis 01/2016) Patienten, die sich selbst in der neurologischen Notambulanz des Universitätsklinikums Heidelberg vorstellten, mittels eines Fragebogens zu ihren Beschwerden, deren Dauer und der subjektiven Einschätzung der Behandlungsdringlichkeit befragt. Diese Ergebnisse wurden deskriptiv ausgewertet und der Behandlungsdringlichkeit nach ärztlicher Einschätzung gegenübergestellt.
Ergebnisse
Von insgesamt 836 Fragebögen, die jeder Patient bei der Selbstanmeldung für die neurologische Notfallambulanz erhalten hatte, wurden 528 Fragebögen (63 %) beantwortet und in die Auswertung einbezogen. Die häufigsten Leitbeschwerden waren Kopfschmerzen, Schwindel sowie Lähmungen und Gefühlsstörungen. Nur bei 24 % der Patienten bestand die Symptomatik erst seit weniger als 24 h, bei 35 % jedoch bereits über einer Woche. Über die Hälfte der Patienten (55 %) gab an, dass eine notfallmäßige Behandlung notwendig sei. Im Vergleich dazu war nach ärztlicher Einschätzung jedoch bei nur 3 % eine sofortige Behandlung indiziert. Diese Diskrepanz war ähnlich nach Aufschlüsselung in Leitbeschwerden und Beschwerdedauer. Lediglich 2,6 % gaben an, dass der Grund der Vorstellung die fehlende Verfügbarkeit eines ambulanten Termins war.
Diskussion
Die Patienten sahen sich deutlich häufiger als Notfall als dies tatsächlich der Fall war. Dies war unabhängig von Beschwerdedauer und Leitbeschwerden. Eine objektive Triagierung von Patienten in Notambulanzen ist notwendig.