Erschienen in:
28.09.2016 | Schlafapnoe | Leitthema
Schlafbezogene Atmungsstörungen im Kindes- und Jugendalter
verfasst von:
Prim. Univ. Prof. Dr. R. Kerbl, I. Grigorow, W. Sauseng
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
|
Ausgabe 12/2016
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Zusammenfassung
Die anatomischen Strukturen für die Schlaf-Wach-Regulation und die Atemregulation sind topografisch eng benachbart
und beeinflussen sich gegenseitig funktionell durch zahlreiche neuronale Verbindungen. Der Schlaf stellt daher einen
besonders „sensiblen“ Zustand für das Auftreten von Atmungsstörungen dar. Da Kinder und Jugendliche 30–70 % der Zeit
schlafend verbringen, sind derartige Störungen besonders relevant. Schlafbezogene Atmungsstörungen präsentieren sich
klinisch in verschiedenen Lebensaltern recht unterschiedlich. Abhängig von der die Störung bedingenden Ursache
bzw. Grunderkrankung werden Atempausen, Hypoventilation, erschwerte Atmung bzw. Dyspnoe (v. a. bei Obstruktion), Zyanose
oder auch Herzfrequenzveränderungen beobachtet. Mitunter führen die Atmungsstörungen zu lebensbedrohlichen
Ereignissen. Bei anamnestischem oder klinischem Verdacht auf schlafbezogene Atmungsstörungen sollte umgehend eine
diagnostische Abklärung in einem pädiatrischen Schlaflabor erfolgen. Je nach Diagnose muss anschließend eine adäquate Therapie (Adenotonsillektomie/-otomie, „continuous positive airway pressure“ [CPAP], Heimbeatmung u. a.) eingeleitet werden. Jegliche Therapieverzögerung kann zu Sekundärveränderungen führen (Schädigung des Zentralnervensystems, anatomische Fehlentwicklungen, Trichterbrust, Rechtsherzbelastung, Cor pulmonale, mangelndes Gedeihen, Einschränkung der Lebensqualität etc.) und ist daher unbedingt zu vermeiden. Das Bewusstsein für schlafbezogene Atmungsstörungen im Kindesalter ist allerdings auch beim medizinischen Personal noch nicht optimal, sodass Aufklärung und Bewusstseinsbildung zwei der wesentlichen Aufgaben pädiatrischer Somnologen darstellen.