Erschienen in:
11.07.2019 | Hyperkinetische Störungen | Originalien
(Teil-)stationäre Therapie von Voll- und Minderjährigen mit einer hyperkinetischen Störung in der deutschen Psychiatrie
Rahmenbedingungen, Diagnosevergabe und Komorbiditäten
verfasst von:
Rebecca Büchsel, Michael Belz, Jens Wiltfang, Claus Wolff-Menzler, Bernhard Kis
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 5/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Datenlage über die (teil-)stationäre Versorgung von Patienten mit einer hyperkinetischen Störung (HKS, ICD: 10 F90.-) ist durch Routinedatenanalysen aus dem ambulanten Behandlungssektor bzw. aus gemischten Stichproben einzelner Krankenkassen geprägt. Diese Studie analysiert erstmalig eine fallbezogene Stichprobe aller gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland aus 2015 bez. der (teil-)stationären psychiatrischen Versorgung – differenziert zwischen minder- und volljährigen Patienten mit einer HKS.
Material und Methoden
Der Untersuchung liegt die Datenbank „Versorgungsrelevante Indikatoren in der Psychiatrie und Psychosomatik“ zugrunde, welche die Leistungsdaten gemäß §21 Krankenhausentgeltgesetz beinhaltet. In die Analyse wurden anonymisierte Routinedaten von 41 psychiatrischen Krankenhäusern bzw. Fachabteilungen aus 2015 mit 896 eingeschlossenen Behandlungsfällen mit der Hauptdiagnose HKS aufgenommen.
Ergebnisse
Es fanden sich signifikante Unterschiede bei folgenden Rahmenbedingungen: Minderjährige legten größere Distanzen zum Behandlungsort zurück, erhielten mehr Therapieeinheiten und verblieben länger in den Kliniken als Erwachsene. Auch bei der ICD-10-Kodierung der jeweiligen Hauptdiagnose und komorbiden Störungsbildern zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen beiden Gruppen.
Diskussion
Ein Ausbau der Kapazitäten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie erscheint vor dem Hintergrund der, verglichen mit erwachsenen Patienten, erheblich längeren Strecke zum Behandlungsort sinnvoll. Gleichzeitig reduziert sich der Behandlungsaufwand von Erwachsenen – trotz einer stark erhöhten Anzahl an Nebendiagnosen und damit antizipiertem Leidensdruck – was einen möglichen Hinweis auf Transitionsschwierigkeiten hin zur Erwachsenenpsychiatrie darstellt.