05.07.2023 | Tendinitis | Originalien
Retropharyngeale Tendinitis – eine unterschätzte Ursache akuter Nackenschmerzen
verfasst von:
PD Dr. med. Joachim Wolf, Pascal Niggemann, Neysan Schaefer, Nadine Tollens, Michael Rittmann, Michael Martins Dos Santos, Britta Tews
Erschienen in:
Der Schmerz
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die retropharyngeale Tendinitis ist eine aseptische Entzündung des Musculus (M.) longus colli. Diese seltene akute Schmerzerkrankung der Nackenregion ist eine prognostisch günstige Differenzialdiagnose zu schwerwiegenden neurologischen oder HNO-ärztlichen Krankheitsbildern.
Ziel der Arbeit
Erfassung von Klinik, Diagnostik, Differenzialdiagnosen, Therapie und Verlauf dieses seltenen Erkrankungsbilds.
Material und Methoden
Anhand einer retrospektiven monozentrischen Beobachtungsstudie wurden demografische, klinische, paraklinische sowie Therapie- und Verlaufsdaten aller stationären Patienten mit der Diagnose einer retropharyngealen Tendinitis des Diako Mannheim in den Jahren 2018 bis 2021 erfasst und ausgewertet.
Ergebnisse
Vier Frauen und ein Mann im Alter zwischen 36 und 77 Jahren wurden in die Studie eingeschlossen. Stärkste Nackenschmerzen mit Einschränkung der Halswirbelsäulen(HWS)-Rotation waren die führende Klinik, bei vier von fünf Patienten lag eine schmerzhafte Schluckstörung vor. Erhöhte Entzündungsmarker waren bei vier Patienten nachweisbar. Typische MRT- oder CT-Veränderungen der Halswirbelsäule waren diagnostisch wegweisend. Unter einer Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und in vier Fällen mit zusätzlichen Glukokortikoiden war die Symptomatik innerhalb von vier bis 14 Tagen remittiert. Rezidive traten während einer Nachbeobachtungsphase von fünf bis 30 Monaten nicht auf.
Diskussion
Die günstige Prognose des Krankheitsbilds zeigt sich in fehlenden Rezidiven während der Nachbeobachtungszeit und in der raschen Beschwerderemission unter NSAR und Glukokortikoiden. Diagnostisch entscheidend ist der sichere Ausschluss schwerwiegender Differenzialdiagnosen, wozu eine MRT- oder CT-Bildgebung der HWS und bei entsprechender Klinik eine Liquorpunktion und eine HNO-ärztliche Untersuchung notwendig sind.